„Grüne“ Wärme und stabile Stromnetze

Hohe Investitionen in die Zukunft: Volker Stammer, Geschäftsführer Stadtwerke Bad Salzuflen und Bürgermeister Dirk Tolkemitt (v.l.)

Hohe Investitionen in die Zukunft – Stadtwerke setzen auf „grüne“ Wärme und stabile Stromnetze

Die Stadtwerke Bad Salzuflen arbeiten bereits seit vielen Jahren daran, den Anteil der eigenen Strom- und Wärmeerzeugung lokal auszubauen. Dabei ist die Kraft-Wärme-Kopplung seit vielen Jahren ein wesentlicher Baustein, um unabhängiger von den Energiebeschaffungsmärkten zu werden und gleichzeitig den Klimaschutz vor Ort voranzutreiben. Aufgrund der aktuellen Energiekrise und der Ungewissheit darüber, ob Deutschland auf eine Gasmangellage zusteuert, gewinnt die lokale Strom- und Wärmeerzeugung nochmals mehr an Bedeutung. Die Stadtwerke wollen so schnell wie möglich von der Nutzung fossiler Brennstoffe auf erneuerbare Energiequellen umsteigen. Dazu wurden in der letzten Aufsichtsratssitzung wichtige Investitionsentscheidungen getroffen. Die Stadtwerke Bad Salzuflen berichten über aktuelle Pläne.

Transformation der Fernwärme hin zu „Grüner Wärme“

Die Stadtwerke Bad Salzuflen betreiben fünf hocheffiziente Blockheizkraftwerke mit einer Gesamtleistung von knapp 31 Millionen Kilowattstunden, die zum Teil bereits mit Klärgas oder Biogas betrieben werden. Knapp 14.000 Tonnen Kohlendioxid werden durch diese hocheffizienten Kraftpakete jährlich eingespart.

„Aktuell wird die Fernwärme in Bad Salzuflen bereits zu 28% aus erneuerbaren Energien erzeugt. In den nächsten Jahren soll der Anteil auf rund 50% erhöht werden. Zu den nutzbaren Quellen können Abwärme aus der Industrie, Geothermie, Abwasser, Solarthermie, Biomasse und Wasserstoff zählen“, erklärt Volker Stammer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Salzuflen.

Die Nutzbarkeit der Bad Salzufler Solequellen für die Wärmeversorgung stand bereits 2019 auf der Agenda. Die Ergebnisse der Untersuchung wiesen aufgrund der „aggressiven“ Zusammensetzung der Sole und den damit verbundenen hohen Aufwendungen für Material und Betrieb eine schwierige und unwirtschaftliche Nutzbarkeit aus.

„Durch die aktuelle Energiekrise und den damit einhergehenden Preissprüngen und Abhängigkeiten anderer fossiler Energieträger, lassen wir die Untersuchung hinsichtlich technologischer Fortschritte und wirtschaftlicher Machbarkeit aktualisieren“, erklärt Dirk Tolkemitt, Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Bad Salzuflen.

Investition in neuste Technologie geplant: Intelligente Kraft-Wärme-Kopplung (iKWK)

iKWK steht für innovative Kraft-Wärme-Kopplung. Eine zukunftsweisende Technologie der Energiebereitstellung, die dann interessant ist, wenn Photovoltaik und Windkraft in sonnen- und windarmen Zeiten nicht ausreichend vorhanden sind. Das moderne Strom-Wärme-System der iKWK hat sich dabei als ein besonders effizientes und klimaschonendes System zur Energiegewinnung erwiesen.

Bei einem iKWK-System wird ein Blockheizkraftwerk mit einer erneuerbaren Wärmequelle (Solarthermie oder Wärmepumpe) und einem elektrischen Wärmeerzeuger zu einem System verbunden. Durch den flexiblen Einsatz der Anlagen, je nach Markt- und Versorgungssituation orientiert sich die bedarfsgerechte Wärmeerzeugung nicht nur am Verbraucher, sondern auch an der Belastungssituation des aktuellen Stromnetzes. Bei geringer Strommenge kann entsprechend mehr Strom in das Netz eingespeist werden, zu hohe Strommengen sind für die Wärmeproduktion nutzbar. Insgesamt sorgt das iKWK-System somit für ein stabileres Stromnetz und verhindert die Abregelung bzw. Reduzierung von Photovoltaik- und Windstrom.

Das Konzept der Stadtwerke sieht eine Verbindung des Wärmenetzes „Lohfeld-Hoffmann-Staatsbad“ mit dem Wärmenetz Ziegelstraße vor. Als erneuerbare Energiequelle soll das geklärte Abwasser aus dem Klärwerk an der Ziegelstraße genutzt werden. Der Quelle könnten rund 8,5 Mio. kWh erneuerbare Umweltwärme entzogen werden, ohne die Bedingungen des Klärprozesses zu beeinflussen. Der Entzug der Wärme erfolgt mit einer Wärmepumpe, welche mit Strom betrieben wird.

Die Umsetzung wird in zwei Stufen bis zum Jahr 2026 erfolgen. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf etwa 13 Mio. Euro. So können 17.000 t CO2 eingespart werden.

Stabilisierung des Stromnetzes

Die Stadtwerke gehen davon aus, dass sich die Last im Stromnetz bis zum Jahr 2035 durch den steigenden Anteil an Elektromobilität und Erneuerbaren Energien beinahe verdoppelt und bis zum Jahr 2045 mehr als verdreifacht. Dadurch ergibt sich ein hoher Ausbaubedarf des Strom-Verteilnetzes. Ein neues Umspannwerk im Bereich der Ziegelstraße, sowie ein 30 kV Ring vom UW Lockhausen über die Ziegelstraße zum UW Schötmar soll die Versorgung sicherstellen. Einzelne 10 kV Strecken müssen zusätzlich verstärkt werden. Der jährliche Investitionsbedarf über die nächsten Jahre liegt bei rund 4 Mio. Euro.

Qualität der lokalen Energie- und Trinkwasserversorgung bestätigt

Die freiwillige Überprüfung des TSM ist in der Energieversorgung ein wichtiger Baustein des Qualitätsmanagements. Die Zertifizierung bestätigt, dass der lokale Energieversorger über eine qualifizierte personelle und technische Ausstattung sowie eine professionelle Organisation verfügt und damit eine sichere, zuverlässige und wirtschaftliche Versorgung der Kunden mit Strom, Gas und Wasser gewährleistet. Die Wiederholungsüberprüfung im Bereich Wärme erfolgt Mitte Oktober.

Zu diesem Ergebnis kamen das Forum zur Weiterentwicklung von Netztechnik und Netzbetrieb (FNN), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW). Die Verbände haben alle operativen Bereiche der Stadtwerke Bad Salzuflen vor Ort detailliert überprüft und bestätigen, dass das Unternehmen seinen technischen Betrieb nach den anerkannten Regeln der Technik und gültigen Gesetzen optimal abbildet.

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