Gefiederte Nachbarn – Wintervögel im Garten – Teil 2

Rotkehlchen. NABU Leopoldshöhe/Dennis Wolter

Leopoldshöhe. Nicht alle Vögel, die zur Nahrungssuche im Garten auftauchen, fliegen das Futterhäuschen an oder lassen sich auf dem Futterbrett nieder. Manche Arten bleiben lieber auf dem Boden, da scheint für sie der Aufenthalt offenbar sicherer zu sein vor Flugfeinden wie etwa dem Sperber. Zu ihnen zählen Zaunkönig, Heckenbraunelle und Buchfink.

Letzterer ernährt sich von Bucheckern, kommt aber auch in Trupps an Futterstellen. Buchfinken flüchten schnell, wenn man ganz genau hinschaut, handelt es sich meistens um erwachsene Männchen. Der Rest der Familie wandert im Winter ins mildere Südwesteuropa ab. Umgekehrt können wir uns über Zuzügler und „Winterflüchter“ aus Nordosteuropa freuen.

Wintereinbrüche lassen bei uns Millionen Bergfinken einfliegen, von denen sich manche unter Buchfinkenschwärme mischen und am Futterhaus erscheinen. Auch der imposante Kernbeißer oder der in unregelmäßigen Invasionen auftauchende, bunte Seidenschwanz sind Wintergäste. Und natürlich die Erlenzeisige: Immer im Schwarm hängen sie in Erlen und Birken und picken Samen.

Auch am Futterhaus holen sie kopfunter hängend Erdnüsse und Samen aus Futterspendern. Ebenfalls im Trupp tauchen Schwanzmeisen auf. Meistens streift ein gutes Dutzend Vögel im lockeren Verband durch den Garten. Sie lieben Fettfutter. Akrobatisch hängen sie oft zu mehreren an der Fettfutterglocke. Wintertage sind kurz.

Meisen wenden die meiste Zeit des Tages zur Futtersuche auf und sind dann genauso aktiv wie während der Jungenaufzucht. Je kleiner ein Vogel, umso mehr Futtersuche: Kohlmeisen sind zu 75, Blaumeisen zu 90 Prozent und das nur fünf bis sechs Gramm schwere Goldhähnchen den ganzen Tag am Suchen und Fressen.

Im Winter sind Singvögel zwar schwerer, sie können sich aber keine Fettdepots für längere Zeit anfressen, sondern nur wenige Gramm für die nächste Nacht. Deshalb gibt es Stoßzeiten am Futterhaus: Morgens, wenn alle Reserven aufgebraucht und die Vögel hungrig sind, herrscht der größte Andrang.

Gegen Mittag flaut das Interesse ab und am Nachmittag und in der Dämmerung nimmt es erneut zu. Und die Vögel versuchen, Energie zu sparen. Mit kugelrund aufgeplustertem Gefieder sitzen nicht nur Rotkehlchen an Frosttagen auf den Zweigen.

Das Luftpolster zwischen den aufgestellten Federn isoliert gegen die Kälte. Während Sumpfmeisen oder Kleiber nur wenige Sekunden auftauchen und mit einem Futterstück verschwinden, sitzen Sperlinge oder Amseln oft minutenlang.

Weggetragenes Futter wird andernorts bearbeitet oder versteckt. Kleiber klemmen Kerne und Nüsse in Rindenspalten, um sie aufzuklopfen oder legen Depots an. Sonnenblumen oder Haselnussbüsche auf dem vermoosten Dach oder in Mauerritzen sprießen oft aus ehemaligen Kleiberdepots.

Blaumeise

Erst Vertrauen fassen

Nicht alle Vögel nähern sich Futterstellen unbefangen. Typische „Argwöhner“ sind Gimpel und Haussperlinge. Erst wenn sie Vertrauen gefasst haben, belagern sie den Futterplatz oft in großer Zahl.

Familientrupps der Gimpel kommen erst, wenn sie Zutrauen haben oder Artgenossen an der Futterstelle sehen. Rotkehlchen erscheinen meistens einzeln, denn sie sind auch im Winter territorial. Oft sind es zwar mehrere Vögel, die zum Fressen kommen, aber immer einzeln und abwechselnd, gemeinsam würden sie sich nicht vertragen.

Durch ihre Größe beeindrucken Spechte, Tauben und Eichelhäher. Sind große Bäume oder der Waldrand nicht fern, suchen Bunt- und Mittelspechte Futterstellen auf. Eichelhäher füllen sich den Kehlsack mit Futterstücken, Ringel- oder Türkentauben sitzen oft länger am Futterbrett, um Samen aufzupicken. Ein spektakulärer Besucher ist schließlich der Sperber.

Er holt sich keine Kerne, dafür aber einzelne Singvögel, die 90 Prozent seiner Nahrung ausmachen. Als Überraschungsjäger hat er aus der Entfernung die Schar am Futterhaus beobachtet und schießt plötzlich mit 70 Stundenkilometern um die Hausecke, greift sich einen ahnungslosen Sperling und ist schon wieder verschwunden.

Dann herrscht zunächst erschrecktes Erstarren und dann zeternde Aufregung am Futterplatz. Wer das muntere Treiben vor dem Fenster verfolgt, kann viele interessante Entdeckungen machen. Denn Vögel beobachten macht Spaß – und der kann am Futterhaus beginnen.

Mehr zu Natur & Umwelt in Leopoldshöhe unter www.nabu-leopoldshoehe.de

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