Heimathof Leopoldshöhe hat neue Schäferin

Seit diesem Frühjahr bereichert Pia Völker mit ihrer Schafherde den Heimathof. Foto: Petra Kretschmer

Leopoldshöhe (pk) Seit vielen Jahren vergibt der Heimatverein Leopoldshöhe die große Streuobstwiese auf den Heimathof an Schäfer mit einer kleinen Schafherde, um das Gras kurz und dadurch die Obstwiese kultiviert zu halten. Seit diesem Frühjahr bereichert Pia Völker aus Bielefeld-Senne mit ihrer Schafherde – 12 Muttertieren und 7 Lämmern – und ihren zwei Hütehunden „Soul“ und „Cloud“ den Heimathof. Ziel des Heimatvereins ist es, nicht nur die Streuobstwiese kultiviert zu halten, sondern vor allem auch die Tiere den KITA- und Grundschulkinder näher zubringen. Dazu wird der Heimatverein zu den Grundschulen und KITAS Kontakt suchen um gemeinsam mit Pia Völker kleine Projekte für die Kinder zu entwickeln und durchzuführen.

Kinder können von Schafen lernen

Der Aufenthalt in der kleinen Schäferei von Pia Völker auf dem Heimathof soll den Kindern einen Einblick in das Arbeitsumfeld einer Schäferin geben, in dem sie neue und ganz andere Erfahrungen machen können. Der Kontakt zu einer lebendigen Welt in der Natur, inspiriert Kopf, Herz und Hand. Die Arbeit mit den Tieren ermöglicht Körpererfahrung, Emotionalität und soziale Interaktion – beispielsweise, wenn eine Schafherde von einer Weide auf die andere gebracht werden soll und wie man dabei mit den Hütehunden arbeitet. Auch beim Scheren oder Klauen schneiden, gibt es viel Interessantes zu sehen. Aber auch das streicheln und füttern der Schafe ist für die Kinder oft eine Herausforderung. Schafe sind Herden- und Fluchttiere und zeigen ein starkes Gruppenverhalten an. Den Kindern kann dieses Verhalten die Vorteile einer Gemeinschaft klar machen. So erfahren sie nicht nur bei der Herde, sondern auch bei ihren menschlichen Begleitern ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Ohne Teamgeist wäre es sehr schwer, eine Schafherde zu bewegen. Doch leider können der Heimatverein und Pia Völker aufgrund der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie diese Projekte vorerst noch nicht anbieten, so bleibt es gegenwärtig dabei, den Schafen und den Lämmern vom Zaun aus zuzuschauen. Auf Einladung des Vereinsvorsitzenden des Heimatvereins Leopoldshöhe Helmut Depping habe ich Pia Völker auf dem Heimathof besucht.

Pia Völker und ihr Leben mit Hunden und Schafen

Hauptberuflich ist Pia Völker (28) Tierpflegerin und auch ihre Hobbys drehen sich rund um die Tiere – aber wie kam es eigentlich dazu? „Mit 12 Jahren besuchte ich mit meiner damaligen Schulklasse ein Tierheim und lernte dort viele Tiere näher kennen, auch Hunde vor denen ich bis zu dem Tag noch große Angst hatte. Ich wollte den Tieren aber helfen und somit übernahm  ich noch am selben Tag eine Patenschaft für einen Hund und engagierte mich ehrenamtlich“, erzählt Pia Völkel. Hier lernte sie eine Hündin kennen, die voller Angst vor Menschen war und beide lernten unheimlich viel voneinander – so zog sie einige Monate später bei Familie Völker ein.

„So verrückt, wie das ganze klingt aber ihr Spitzname war »Schaf oder Schäfchen«, weil sie optisch irgendwie an ein Schaf erinnerte. Und so fing es da schon an, dass mich Schafe faszinierten und ich mich über jede Herde, die man unterwegs sah sehr freute“, erklärte die Schäferin ihre Faszination zu ihrem heutigen Zweit-Beruf.

„Nachdem dann Tierschutzhund Nummer zwei, einige Jahre später einzog, kam ich danach auf die Hütehunde – zuerst auf den Australian Shepherd. Mit ihnen begann ich mich mehr und mehr mit der Schafhaltung zu befassen, Schafe näher kennen zu lernen und mit dem Hüte Training zu beginnen. Für mich stand fest, ich möchte irgendwann mal eigene Schafe haben, aber um diese auch möglichst stressfrei von einer Wiese zur anderen zu bekommen, oder auch medizinisch zu behandeln wollte  ich Hunde die mir dabei helfen“, so Völker weiter.

„2016 zogen dann meine ersten Schäfchen ein, wobei mich meine Assie Hündin tatkräftig unterstützt hat. Lange war ich dem Border Collie schon verfallen und so zog auch im selben Jahr mein erster Border Collie ein- „Soul“. Wer einen Border einmal bei der Arbeit gesehen hat, weiß wovon ich jetzt spreche. Nichts freut ihn so sehr, wie mich bei den Schafen zu unterstützen. Ganz viele Dinge wären ohne Hütehund nicht so angenehm und somit deutlich stressiger für die Schafe. Das Leuchten und die Lebensfreude in den Augen der Hunde, die ihrem Job nachgehen dürfen ist einfach unbeschreiblich“ berichtet Völker.

2018 zog dann ein weiterer Border Collie ein – „Cloud“. „Aktuell, haben wir grade die Ausbildung an den Schafen begonnen und der „Hüteazubi“ ist mit vollem Eifer dabei, ebenfalls ein toller Helfer zu werden. Meine Hunde begleiten mich auch ansonsten fast überall hin und sind vollwertige Familienmitglieder, ganz genau wie die Schafe, “  erzählt die Schäferin über ihre Hunde. Okay, die Schafe wohnen natürlich nicht im Haus, sondern sind draußen auf den grünen Wiesen und verbringen lediglich die „Lammzeit“ im Stall am Haus, damit sie für die Geburt unter Beobachtung stehen und man jederzeit helfen kann. Ansonsten gehören sie aber ganz genau so zu ihrem Leben dazu.

Schafe sind dumm – wie oft hat man das schon gehört?

Schafe sind nicht dumm, sondern unheimlich schlaue und faszinierende Tiere die man einfach näher kennen lernen muss, um diese Leidenschaft verstehen zu können. Als rundum tolles Gefühl, beschreibt Pia Völker den Moment, wenn sie bei den Schafen auf der Weide sitzt – um sie zu beobachten  und um einfach die Ruhe zu genießen.  Nebenbei kommen die Tiere auch für die eine oder andere Streicheleinheit vorbei.  „Häufig verbringe ich die freie Zeit bei ihnen, denn sie eignen sich auch super als Foto Motive. Das ein weiteres Hobby von mir  die Tierfotografie ist, kann ich auch gar nicht genug davon bekommen, sie vor meiner Linse zu haben“.

„Zu mir oder besser gesagt zu uns – denn auch mein Freund unterstützt mich immer und mag die Tiere ebenfalls sehr gerne – gehören zirka 20 Schafe, wobei ich mittlerweile vor allem den »Drenthe« Schafen verfallen bin. Eine Niederländische Schafrasse, wo schon das ein oder andere mit in meiner kleinen aber feinen Herde vertreten ist. Dieses Jahr soll meine Herde dann komplett auf »Drenthe« Schafen umgestellt werden, sobald die Mixe ein schönes Zuhause gefunden haben“.

Voller Leidenschaft legt Pia Völker jedem nahe, sich mit diesen tollen Tieren einmal näher zu befassen. Interessierte dürfen die Schäferin auch immer gerne ansprechen oder die Schafen besuchen, denn mittlerweile ist es auch für Hobby Schafhalter schwer geworden Fuß zu fassen. Die Sommer sind trocken und Grünflächen zum Abgrasen zu finden ist enorm schwer – weil man in der Hobby Schafhaltung kaum bis gar keine Einnahmen hat, was für die dauerhafte Haltung sehr kostspielig ist.

„Ich freue mich sehr und bin dankbar für die Chance, mit meinen Schafen und Hunden nun ein Teil vom Heimathof in Leopoldshöhe zu sein“, teilt Pia Völker zum Abschluss des Besuches auf dem Leopoldshöher Heimathof mit.

 

Nichts freut „Soul“ so sehr, wie Schäferin Pia Völker zu unterstützen. Foto: Petra Kretschmer

Anzeige