„Achtsam sein!“ – vermitteltet Kriminalhauptkommissar Joachim H. Peters
Leopoldshöhe (pk). Auf der jüngsten Veranstaltung am 5. März in der Seniorenresidenz, organisiert durch den Senioren- und Behinderten Beauftragten der Gemeinde Leopoldshöhe, Wolfgang Glauer, wurde gerade den Senioren vermittelt, dass „Achtsamkeit“ bei fremden Menschen – ob am Telefon, an der Haustür oder auch auf der Straße immer wichtig ist. Rund 60 Senioren folgten der Einladung – ein gutes Ergebnis. Als Referent konnte Kriminalhauptkommissar (KHK) Joachim Peters von der Kreispolizeibehörde Detmold gewonnen werden.
Obwohl die Polizei schon seit Jahren vor Betrugsmaschen mit Senioren warnt, fallen immer wieder Menschen auf diese Tricks herein – aus Schamgefühl für ihre Gutgläubigkeit werden viele Vorfälle gar nicht bei der Polizei angezeigt. Opfer einer Straftat kann aber ein jeder von uns sein.
In seinem kurzweiligem und sehr informativen Referat sensibilisierte der KHK Joachim Peters die Senioren für die Maschen der Betrüger und gab Tipps, wie sie sich verhalten sollen. Der Trick an der Haustür: Erstes Ziel aller Trickdiebe an der Haus- oder Wohnungstür – sie wollen eingelassen werden, damit sie mit dem Opfer allein sind. So brauchen sie keine Zeugen und keine Hilfe für das Opfer zu befürchten. Trickdiebe sind erfinderisch und denken sie sich immer wieder neue Maschen aus, um in Wohnungen zu gelangen. Die Grundmuster sind aber meist das Vortäuschen einer Notlage oder die Bitte um Hilfe. Der einfachste Schutz gegen alle Trickdiebe: Lassen Sie keine Fremden in Ihre Wohnung! Bieten Sie bei angeblicher Notlage an, selbst nach Hilfe zu telefonieren oder bei einer Bitte das Gewünschte (Schreibzeug, Glas Wasser) hinauszureichen – dabei Tür gesperrt lassen.
Der Enkeltrick – das Vortäuschen einer persönlichen Beziehung zum Opfer: Erst kürzlich haben Betrüger wieder in zahlreichen Fällen versucht, lippische Bürgerinnen und Bürger um ihr Erspartes zu bringen. In einem Fall waren die Täter leider erfolgreich. Ein angeblicher Enkel telefonisch bei einer Seniorin in Oerlinghausen. Er gab an ihr Enkelkind zu sein und dringend Geld für den Kauf eines Autos zu benötigen. Durch geschickte Manipulation brachten die Täter ihr Opfer dazu einen niedrigen fünfstelligen Eurobetrag von der Hausbank abzuheben. Die Geldübergabe an eine unbekannte Frau erfolgte dann später auf einem Spielplatz.
Der Tipp des KHK – Legen Sie im Zweifel einfach den Telefonhörer auf, wenn es um das Thema Wertgegenstände oder Geld geht! Anschließend haben Sie alle Zeit der Welt, um sich unter den Ihnen bekannten Rufnummern zu vergewissern, ob tatsächlich der Enkel angerufen hat oder doch ein Betrüger. Eine weitere gute Möglichkeit, um sich vor dieser Art des Betrugs zu schützen, ist eine Vereinbarung mit der Hausbank oder Sparkasse zu treffen. Hier sind Absprachen möglich, dass ab einer bestimmten Bargeldsumme nur nach einem Rückruf unter einer vorher vereinbarten Telefonnummer (Kinder, Enkel, Neffen, Freunde) die Summe ausgezahlt wird.
Beispiel: Ein 88-jähriger Rentner möchte eine Summe von mehr als 3.000 Euro abheben, die er auch bekommt, wenn durch den Rückruf geklärt ist, dass er nicht Opfer eines falschen Enkels geworden ist. Diese Selbstkontrolle kann man mit der Bank oder Sparkasse vereinbaren, um zu verhindern, dass man auf Grund seines Alters oder einer Krankheit auf solche perfiden Tricks reinfällt.
Weiterhin ist der Trick mit den falschen Polizeibeamten im Moment sehr beliebt. Hierbei wird vorgegeben, dass Trickbetrüger festgenommen wurden und sich in deren Besitz eine Liste befindet, auf dem der Name des Angerufenen steht – bei ihm solle als nächstes eingebrochen werden. Nach Wertgegenständen und im Haus befindliches Bargeld wird gefragt. Seien Sie bitte misstrauisch, wenn angebliche Polizisten Sie am Telefon nach Ihren Vermögensverhältnissen befragen oder von ihnen verlangen Geldbeträge „in Sicherheit“ zu bringen.
Die echte Polizei macht so etwas niemals! Der Tipp des KHK – Grundsätzlich sollten Sie sofort auflegen, wenn ein Telefongespräch einen derartigen Verlauf nimmt. „Wir raten gerade älteren Mitmenschen zur generellen Nutzung eines Anrufbeantworters. Die Täter sind auf den direkten Kontakt mit ihren Opfern angewiesen. Nur so können sie ihre „Lügen“ glaubhaft verbreiten und ihre Opfer manipulieren“, erklärt KHK Peters den Senioren.
„Schaltet sich aber bei jedem Anruf der Anrufbeantworter ein, so nimmt man den Betrügern diese Möglichkeit. Bekommt der Täter keinen persönlichen Kontakt mit seinem Opfer wird er wieder auflegen. Zugleich habe man die Chance, sich in aller Ruhe anzuhören, wer am Telefon ist und was der Anrufer möchte. Ist es jemand Bekanntes oder ein Familienmitglied, kann man den Anruf sofort und ohne Probleme entgegennehmen. Bei allen anderen Personen hat man die Möglichkeit zunächst einmal zu überlegen, ob das Ansinnen rechtschaffend ist. Der bereits erwähnte Anruf bei der Polizei unter der 110 oder bei Familienmitgliedern räumt letzte Zweifel aus“, so Peters weiter.
Auf seine humorige Art bringt der Kriminalhauptkommissar gerne seine vermeintliche „Nachbarin Hilde“ gern mit ins Spiel – um den Senioren die Betrugsmaschen zu verdeutlichen. Informationsmaterial, Aufkleber, Türschilder und einiges mehr zum Thema „Sicher zu Hause – ein Ratgeber für Seniorinnen und Senioren“ liegen im Bürgerbüro des Leopoldshöher Rathauses aus.