Stellungnahme der Leopoldshöher Ratsfraktionen

Leopoldshöhe-Schuckenbaum: Planungsgebiet Brunsheide Foto: Gemeinde Leopoldshöhe
Online-Petition „Kein Gigantischer Städtischer Wohnkomplex in der Gemeinde Leopoldshöhe“

Der Verein zur Erhaltung des dörflichen Charakters hatte eine Online-Petition gestartet. Im Rahmen der Petition wurden die Fraktion in Leopoldshöhe um eine Stellungnahme gebeten.

Die Mitglieder aller Ratsfraktionen begrüßen das Engagement der Bürgerinnen und Bürger und die vielfältigen Meinungsäußerungen in der Online-Petition zum geplanten neuen Baugebiet in der Brunsheide!

Stellungnahme im Namen aller Leopoldshöher Fraktionen

Zunächst möchten wir eine Einladung aussprechen: Ab Anfang April werden die Entwürfe des städtebaulichen Wettbewerbs der Öffentlichkeit vorgestellt. Gerne können Sie sich persönlich ein Bild von den Ideen für das neue Wohngebiet in der Brunsheide machen. Im nächsten Schritt werden die Bebauungspläne aufgestellt. Darüber wird die Verwaltung zeitnah informieren. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Vollverfahren. Damit haben Sie als Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Leopoldshöhe zweimal die Möglichkeit, Stellungnahmen und Anregungen einzureichen. Weitergehende Informationen haben wir im Folgenden zusammengestellt.

Fehlende Mietwohnungen

Auf einer Fläche von ca. 5,9 ha wird in den nächsten Jahren zwischen dem Leopoldshöher Zentrum und dem Ortsteil Schuckenbaum ein neues Wohngebiet entstehen. Die Planungen für eine Bebauung an dieser Stelle bestehen schon seit vielen Jahrzehnten. In dieser zentralen Lage wird behutsam und mit städtebaulichem Augenmaß gebaut werden.

In den vergangenen Entwicklungsphasen der Gemeinde stand der Bau von Einfamilienhäusern im Vordergrund. Das führte zu erheblichem Flächenverbrauch und zu Defiziten bei anderen Wohnformen. Insbesondere der Bedarf an bezahlbaren Mietwohnungen für junge Erwachsene, Alleinerziehende, ältere Menschen und einkommensschwache Familien kann schon seit langem nicht gedeckt werden. Bei diesen Personengruppen handelt sich um Leopoldshöherinnen und Leopoldshöher, die gerne weiter in ihrem vertrauten Umfeld leben wollen.

Die Leopoldshöher Politik hat diese Mängel erkannt und umgesteuert: Zum einen wollen wir für die neuen Wohnangebote sparsam mit Flächen umgehen, um den Flächenverbrauch gering zu halten. Unsere Heimat ist landwirtschaftlich geprägt, und das soll auch so bleiben. Wir werden sparsam mit den Flächen umgehen und nicht jeden grünen Fleck in Leopoldshöhe bebauen. Zum anderen soll es in Leopoldshöhe zukünftig mehr Angebote an bezahlbarem Mietwohnraum geben. In dem neuen Wohngebiet werden daher auch einige Mehrfamilienhäuser im Geschosswohnungsbau entstehen. Denn bezahlbare Mieten sind auf der Grundlage der aktuellen Grundstückspreise nur durch mehr Geschosse je Grundfläche zu erzielen.

Mehrgeschossige Häuser bleiben die Ausnahme

Dem Bauen in die Höhe sind von der Politik dennoch enge Grenzen gesetzt worden: Mehrfamilienhäuser dürfen maximal mit drei Geschossen und einem Nicht-Vollgeschoss (sog. Staffelgeschoss) geplant werden. Diese Vorgaben sind von den Wettbewerbsteilnehmenden einzuhalten, so ist es von Beginn an für den städtebaulichen Wettbewerb vorgeschrieben worden [1].

Ein Gebäude dieser Höhe ist gerade im Zentrum an der Herforder Straße neu gebaut worden. Auch im übrigen Gemeindegebiet sind mehrgeschossige Mietshäuser zu finden. Im neuen Baugebiet sollen sie punktuelle Ausnahmen bleiben. Angrenzend an die Wohnbebauung im Westen und die Hofstrukturen im Süden sind sie gar nicht zulässig. Hier werden mit Rücksicht auf die überwiegend eingeschossigen Häuser nur zweigeschossige Bauten mit Staffelgeschoss möglich sein.

Professioneller Sachverstand bei der Planung

Bei der Entwicklung des Wohngebietes ist Augenmaß gefragt. Unsere Vorgabe an die Planer ist, dass sich die neuen Häuser sensibel an die bestehende Bebauung anpassen. Damit das möglichst gut gelingt, wurde ein Gesamtkonzept im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbes beauftragt. Die Politik hat sich bewusst dazu entschieden, städtebaulichen und architektonischen Sachverstand zu nutzen. Es soll ein nachhaltiges Siedlungsgefüge entstehen, das unterschiedlichen Wohnbedürfnissen gerecht wird und einen Beitrag zur klimagerechten Gemeindeentwicklung leistet.

Modellcharakter und eingeplante öffentliche Beteiligung

Politik und Verwaltung beschreiten mit diesem Planungsprozess neue Wege. Noch nie wurde die Bürgerschaft so intensiv in die Diskussion einbezogen wie jetzt. Wichtige Themen wie Energie, Verkehr, Klimaanpassung und Umfeld Gestaltung sowie soziale Aspekte und die Finanzierung waren zu berücksichtigen. Im Austausch der Fraktionen miteinander und später mit der Expertise aus der Regionale 2022 wurden zunächst die Grundlagen und Kriterien für die baulichen Strukturen erarbeitet. Sie wurden ab Mai 2021 in den zuständigen Fachausschüssen öffentlich vorgestellt und diskutiert. Die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung von Anfang bis Mitte Juni wurden in verschiedenen Fachausschüssen beraten und flossen in die Endfassung des Auslobungstextes ein. Dieser wurde vom Gemeinderat am 22. Juli 2021 bei einer Enthaltung und ohne Gegenstimme beschlossen [2].

Leopoldshöhe als lebenswerte Gemeinde im ländlichen Raum möchte zukünftig Wohnformen für alle Bevölkerungsgruppen anbieten. Zukunftsweisende Lösungsansätze sind daher gefragt. Eine Mischung von dichter und lockerer Bebauung mit hochwertigen Grün- und Freiflächen im autoverkehrsarmen Wohnumfeld soll im städtebaulichen Wettbewerb gefunden werden. Dabei muss mit der vorhandenen Baufläche sorgsam umgegangen werden.

Bisher gibt es nur wenige ländliche Kommunen, die diesen Weg eingeschlagen haben. Mit großem Nachdruck unterstützt daher das Land NRW die bisherigen Planungen. Mit landesweiten Projekten zum Thema „UrbanLand“ wird die Frage beleuchtet: Wie wollen wir in Zukunft wohnen. Dabei geht es nicht darum, aus Dörfern Städte zu machen. „Das UrbanLand hat eine offene Gesellschaft, ist modern und innovativ, in allen Winkeln und dabei authentisch: Stadt ist Stadt, Dorf ist Dorf.“ [3] Die Brunsheide wird ein NRW-weites Modellprojekt für neue Wohnformen im ländlichen Bereich.

Einladung zur Besichtigung der Entwürfe

Aus 105 Bewerbungen für die Teilnahme am Wettbewerb wurden zehn Planungsbüros aus Deutschland und den Niederlanden ausgelost. Diese hatten zwei Monate Zeit, ihre Ideen und Entwürfe zu erarbeiten. Im März wird das Preisgericht, an dem auch Vertreter*innen des Vereins zum Erhalt des dörflichen Charakters von Leopoldshöhe e.V. beteiligt sind, den Siegerentwurf auswählen. Ab Anfang April werden die 3D-Modelle der Arbeiten öffentlich ausgestellt. Dann können sich alle Leopoldshöherinnen und Leopoldshöher eine realistische Vorstellung vom zukunftsfähigen Wohnen in ländlicher Umgebung machen.

Weitere Informationen zum Thema

Die Planungsphase für die Brunsheide war sehr intensiv. Die Beschreibung aller Überlegungen würden den Rahmen einer Stellungnahme sprengen. Weitere Hintergrundinformationen sind hier verlinkt:

[1] www.gemeindeentwicklung-leopoldshoehe.de

[2] https://leopoldshoehe.ratsinfomanagement.net

[3] www.urbanland-owl.de

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