Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen

Jungsteinzeitliches Langhaus aus einer anderen Perspektive.

Mit virtuellen Führungen wird der Saisonstart 2020 digital

Oerlinghausen (pk) Aufgrund der Corona-Pandemie öffnet das Archäologische Freilichtmuseum (AFM), bis vorerst zum 3. Mai, noch nicht seine Pforten. Die zu erwartenden Umsatzeinbußen gefährden die Existenz des traditionsreichen Wissenschafts- und Kulturakteurs. Das Team des AFM nutzt nun die Chance – neue Vermittlungsformate zu erproben – da in der gegebenen Form keine Veranstaltungen und Führungen stattfinden können.

Viele Veranstaltungen wurden bereits abgesagt und auch die „Lange Museumsnacht“, die für den 25. April 2020 geplant war wurde bereits auf den 17. Oktober 2020 verlegt. Erneuerungen und Instandsetzungen der mittelsteinzeitlichen Hütten und des bronzezeitlichen Totenhauses waren ohnehin für diese Saison in der Planung und auch die 20 Jahre alten Ställe für die Schweine und Ziegen müssen dringend erneuert werden. Weiterlaufen muss auch die Pflege des Museumsgeländes.

Für Youtube, Facebook, Twitter und BiParcours: Marius Nagel, Ole Bunte und Maxi Blasius filmen den Gebrauch der altsteinzeitlichen Speerschleuder für das Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen. Foto: AFM Oerlinghausen

Die gegenwärtige Situation stellt das Team des Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen vor erhebliche Herausforderungen, doch auf einen Museumsbesuch braucht niemand zu verzichten. Dank der Kreativität und Unterstützung der Mitarbeiter digitalisiert das AFM sein pädagogisches Programm, da auch bis zu den Sommerferien keine Schulausflüge mehr stattfinden werden. Führungen finden nun auf einer besonderen Art statt – virtuell. „Die Museumspädagogik hat die Zeit genutzt, um ihr Angebot stärker zu digitalisieren. Lehrer und Eltern wurden befragt und dann ein zielgruppengenaues digitales Angebot erarbeitet“, sagt die Leiterin der Museumspädagogik Greta Civis.

Arbeitsbögen und Selbsterkundungsbögen sind schon im vergangenen Jahr entstanden. Die Internetpräsenz ist jedoch für das AFM gerade jetzt – wo keine Besucher kommen können – wichtig. Die Präsenz auf Youtube hat einen neuen Schwung bekommen und ist sehr einfach zu finden. Einfach auf youtube.com gehen und dann in der Suchleiste „afm oerlinghausen“ eingeben. Fast täglich gab es in den vergangen Wochen einen neuen Clip über einen Teil des Museums. „Wichtig ist mir, dass wir nachhaltig arbeiten – also auch „nach Corona“ – für die Bildungsarbeit im Museum genutzt werden kann, was wir jetzt schaffen“, sagt Civis. Daher sei jetzt ein guter Moment, um beispielsweise digitale Schnitzeljagden, also Parcours‘ zu entwickeln.

Diese können dann auf dem Smartphone oder Tablet gespielt werden – im Gelände oder zuhause. Mit bisher mehr als 600 Klicks auf Youtube wurden mindestens so viele Gäste erreicht wie sonst um diese Zeit. Mit dem Blog und in den sozialen Medien wird schon jetzt eine hochwertige digitale Vermittlungsarbeit geleistet, die nun noch ausgebaut wird und sich der gegenwärtigen Situation anpasst. Auf der AppBIParcours hat das Museum nun sein erstes Angebot freigeschaltet. Digitale Unterstützung gab es auch von der Firma Insign360 aus Leopoldshöhe. Darüber freute sich der Museumsleiter Karl Banghard besonders.

on der Firma InSign 360 erstellt Dietmar Klee ein digitales Modell des jungsteinzeitlichen Langhauses.

Dietmar Klee erstellte ein digitales Modell des jungsteinzeitlichen Langhauses. „Wir haben erfahren, dass das Museum neue Wege sucht, um Besucher zu locken. Da haben wir uns gedacht, dass wir das unterstützen sollten“, sagt Geschäftsführerin Andrea Klee. So können die Besucher jetzt auf dem Computer, mit dem Tablet oder ihrem Smartphone das Langhaus erkunden. „Auch mit einer 3-D-Brille ist dieses möglich, jedoch braucht es ein bisschen Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Da kann einem schon etwas schwindelig bei werden“, so Klee. Diese Art der Präsentation fand international Beachtung und ist auf der Plattform des weltweit aktiven Verbandes der Freilichtmuseen – Exarc – verlinkt: www.exarc.net/virtual-events oder direkt hier: www.bit.ly/afm-oerl

Dieses 3-D Exponat hatte in den letzten Tagen mehr als 100 Besucher.

Auch dieses Exponat hatte in den letzten Tagen mehr als 100 Besucher. Das AFM Oerlinghausen erhält damit zusätzliche deutschlandweite Bekanntheit. „Virtuelle Formate eröffnen auch neuen Besuchergruppen einen Zugang zum Freilichtmuseum. Sie sind mehr als Spielerei oder Werbung, sie sind ein wichtiger Bestandteil eines zeitgemäßen Museums“, erklärt Banghard das neue Format.

Folgt man den gekennzeichneten Kreisen, so macht man einen virtuellen Rundgang auf – exarc.net/virtual-events -durch das Neolithische Langhaus in Oerlinghausen jungsteinzeitliche Langhaus. Fotos: AFM Oerlinghausen und Firma InSign360

Doch auch digitale Angebote können das Hauptproblem nicht lösen: Ohne Gäste bleiben die Einnahmen des unabhängigen Museums aus. „Wir haben massive Ausfälle bei den Einnahmen“, sagt Geschäftsführer Klaus Stein und appelliert an die Solidarität und Unterstützung der Freunde des Museums. Sein Dank geht an alle, die das traditionsreiche AFM Oerlinghausen bereits kurzfristig unterstützt haben. Einige Jahreskarten wurden bereits gekauft und auch die Förderung des Ehrenamtsmanagement durch Landesgelder der regionalen Kulturpolitik sind eine gute Nachricht. Beunruhigend findet der Geschäftsführer die Situation des traditionsreichen Museums dennoch.

Adressen und Kontakte:

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