Stadtwerke Oerlinghausen lud Umweltwissenschaftler Dr. Michael Kopatz ein

Moralische Appelle ändern noch lange nicht das Verhalten, erklärte Dr. Michael Kopatz. Foto: pk

„Für den Klimaschutz muss sich unser Lebensstil ändern“

Oerlinghausen (pk). Die Aussichten sind ernüchternd. „Selbst wenn wir versuchen, alles richtig zu machen, werden wir unsere Klimaziele mit den vorhandenen Mitteln nicht erreichen“, stellte Dr. Michael Kopatz fest.

Der Umweltwissenschaftler am Wuppertal-Institut sprach auf Einladung der Stadtwerke Oerlinghausen beim 3. Oerlinghauser Klimagespräch in der Mensa der Heinz-Sielmann-Schule. Deutschland, einst Vorreiter im Klimaschutz, habe diese Rolle schon vor einem Jahrzehnt verloren. Technische Innovationen allein reichten nicht mehr aus. Zunehmend seien soziale Innovationen gefragt, lautete die These des Referenten.

„Wir müssen unsere Lebensstile und unsere Routinen ändern“, sagte er. Das globale Problem könne nicht durch moralische Appelle und individuelles Handeln gelöst werden. Warum müsse alles immer größer, schneller und komfortabler werden? Kopatz sprach sich vielmehr für klare Vorgaben und Verbote aus. Warum könne man den Co2-Ausstoß bei Kraftfahrzeugen über einen Wert von 130 Gramm pro Kilometer einfach verbieten?

„Das hat man ja so ähnlich beim Tabak auch gemacht“, sagte er. „Warum tun wir nicht das, was wir für richtig halten?“ Anhand einer Vielzahl von Beispielen belegte Kopatz seine Forderung. Zum Beispiel sei ein SUV für den Einsatz im Gelände gedacht. Dennoch gebe es drei Millionen dieser Fahrzeuge, aber nur 15.000 Förster in Deutschland. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Bundesbürger sei innerhalb von 26 Jahren um ein Drittel gestiegen. Dieses Wachstum mache die Klimaschutzbemühungen wieder hinfällig.

Durch das „Immer mehr“ werde aber niemand glücklicher. „Aber warum tun wir das dann überhaupt? Wir alle wollen Klimaschutz, die wenigsten tun es. Gute Argumente reichen offenbar nicht“, erklärte Kopatz. Es würde zum Beispiel schon genügen, den Flugverkehr und den Straßenbau auf das jetzige Maß zu begrenzen. „Es ist schon faszinierend, dass in diesem Fall durch Nichtstun etwas Sinnvolles erreicht werden kann“, sagte der Referent.

„Es muss sich besser anfühlen, das Richtige in Sachen Klimaschutz zu tun“, sagte Kopatz. Nachhaltiges Handeln könne erreicht werden, wenn man selbst nicht darüber entscheiden müsse. Es komme darauf an, Strukturen zu ändern, damit Öko zum Normalfall wird. Der Vortrag basierte auf seinem Buch „Schluss mit der Öko-Moral“, das soeben im oekom-Verlag erschienen ist.

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