Südstadtgärten in Zeiten von CORONA

Foto: Privat

Südstadtgärten Oerlinghausen e.V.

Oerlinghausen. „Das Gärtnern als Selbstversorgungs-Perspektive (Subsistenz-Ansatz als Gegensatz zur Marktwirtschaft) kann in wirtschaftlich und sozial schwierigen Lebensphasen eine besondere Bedeutung über den eigentlichen Zweck hinaus erfüllen“, teilt Barbara Gölz von der Südstadtgärten e.V., Oerlinghausen mit.

„So, wie in der jetzigen Pandemie-Krise in den Einkaufsmärkten Versorgungsengpässe vorkamen, wenn auch hauptsächlich im Bereich von Hygieneartikeln, kann das auch bei Lebensmitteln eintreten. Aktuell hatten wir diese Situation bereits (vorübergehend) bei Mehl, Nudeln und Hefe. Ein Beratergremium hatte nach Ausbruch des Corona-Virus z.B. auf mögliche Engpässe im Markt bezüglich Obst und Gemüse hingewiesen, da der deutsche Markt bei diesen Lebensmitteln auch sehr von Importen abhängig ist.

Wie sehr z.B. solche Selbstverständlichkeiten, zu Saisonzeiten Spargel kaufen und essen zu können, auch in unserem Land plötzlich total in Frage gestellt waren, weil Saisonarbeiter*innen spontan nicht mehr nach Deutschland einreisen durften, war für viele eine sehr überraschende und unschöne Situation.

Und zwar in erster Linie nicht, weil womöglich das Essen von Spargel eine seltene Kostbarkeit zu werden drohte, sondern weil wir alle uns der totalen Abhängigkeit voneinander in der globalen Kette sehr unerwartet bewusst werden mussten. Folgen von Lebensmittelknappheit sind immer auch Preissteigerungen, die für viele Menschen nur sehr schwer abzufangen sind. Durch Eigenanbau jedoch machen sich Selbstversorger*innen zum großen Teil unabhängig von der sensiblen Wirtschaftskette „vom Acker bis zum Verbraucher“.

Die Möglichkeit, in solchen Zeiten die eigene Familie versorgen zu können mit Gemüse aus dem Selbstanbau, kann nicht nur reale Probleme lösen, sondern trägt in Krisensituationen auch zur Selbstsicherheit und verminderten Angstgefühlen bezüglich der Versorgungssicherheit bei. Dieser Faktor ist nicht unerheblich, um Panikgefühle zu vermeiden oder wenigstens zu reduzieren, um besonnen und klug handeln zu können. Darüber hinaus hat der Eigenanbau auch einen sozialen, verbindenden Charakter.

Wir können anderen Familienmitgliedern oder Nachbarn aushelfen und etwas von unserem selbst geernteten Anbau verschenken. Solches Tun fördert die Solidarität untereinander und ist hilfreich, um gegenseitige Wertschätzung zu zeigen. Wer Sicherheit empfindet, ist auch unangreifbarer bezüglich Manipulation, Spaltungsversuchen und Misstrauen gegenüber Mitmenschen.

Und indem wir Einfluss nehmen können auf eine qualitativ gute, selbst gelenkte Ernährung, weil wir sowohl die Pflanzerde als auch die Qualität des Samens selbst bestimmt haben, bewirken wir damit einen wertvollen Beitrag zur eigenen Gesundheit, jedenfalls in dem Maße, in dem sie ernährungsphysiologisch zu beeinflussen ist. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt des Eigenanbaus ist auch der des „nutz- und sinnvollen Tuns“.

In Krisensituationen sind viele Menschen von Kurzarbeit oder sogar Arbeitslosigkeit bedroht. Wie wir alle wissen, fördert die Ungewissheit über die Dauer eines solchen Zustandes – von finanziellen Existenzproblemen ganz zu schweigen – das Auftreten von Empfindungen der Langeweile bis Sinnlosigkeit. Gefühle von Wertlosigkeit können entstehen, verbunden mit mangelndem Selbstwertgefühl bis hin zur Depression.

Ein wirksames Therapeutikum kann hier das „GÄRTNERN“ sein. Wir tun etwas von Wirksamkeit, Nachhaltigkeit, Sinnhaftigkeit und zur Selbstnutzung. Wir werden wieder „gebraucht“ im positiven Sinn und können viele unserer Ressourcen für uns selbst und Andere sichtbar machen. Wir tun etwas, das in einem realen Sinn von (be)greifbar, betrachtbar, (be)wunderbar und nicht zuletzt essbar ist. Und das biologische Gärtnern dient nicht nur uns, sondern fördert in hohem Maße auch eine Ökonomie des Gemeinwohls.

Last, but not least: Alle Menschen, die jemals in und mit Erde, Gemüse und Pflanzen gearbeitet und sich in der Natur bewegt haben, können bestätigen, welch heilsame, tief befriedigende, ja sogar meditative Beschäftigung diese Tätigkeit sein kann. So freuen wir uns auf fruchtbare Zeiten…“.

Die Spendenaktion für die Südstadtgärten e.V. über die Verbundvolksbank ist mit bereits riesigem Erfolg angelaufen. Falls Sie einfach nur mehr über die Südstadtgärten wissen wollen, Mitglied werden, an einer Gartenparzelle interessiert sind oder spenden möchten für dieses nützliche Projekt, erhalten Sie hier Informationen: www.netzwerk-heimat-owl.de/suedstadtgaerten

Südstadtgärten Oerlinghausen e.V. Sennestr.33, 33813 Oerlinghausen
E-Mail: kontakt@suedstadtgaerten-oerlinghausen.de
Internet: www.suedstadtgaerten-oerlinghausen.de

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