Kommissariat Vorbeugung und Opferschutz der Polizei Bielefeld: „Ich war völlig geschockt!“
Kriminalhauptkommissar (KHK) Dirk Trümper vom Kommissariat für Vorbeugung und Opferschutz arbeitet bei der Bielefelder Polizei schwerpunktmäßig im Bereich der Seniorenprävention. Hier schildert er den Ablauf eines Schockanrufs und gibt hilfreiche Verhaltenstipps. Dabei handelt es sich um eine noch immer gängige Betrugsmasche am Telefon.
Das Telefon klingelt. Am anderen Ende hören Sie eine weinerliche Stimme. Völlig aufgelöst und mit dramatischen Worten berichtet eine Frau, die Sie „Mama“ nennt, von einem Verkehrsunfall. Bei dem Unfall wurde eine junge Mutter getötet. Es geht um ganz viel Blut. Sie können kaum ein Wort verstehen, weil die Frau am Telefon so bitterlich weint.
Zum „Datenabgleich“ fragt dann ein vermeintlicher Polizeibeamter erst einmal nach Ihren Daten. Die geben Sie bereitwillig preis. Im weiteren Verlauf werden Rechtsbegriffe in den Raum geworfen, die Sie nicht kennen. Ein Notarzt wird für die vermeintliche Tochter gerufen, weil sie beruhigt werden muss und sich übergeben hat. Und nein, Ihrem Wunsch, mit der „Tochter“ zu sprechen, kann aus irgendwelchen Grün-den im Moment nicht entsprochen werden.
Von allem ist nicht wahr
Ein angeblich gefragter Richter fordert schnell einmal bis zu 60.000 Euro Kaution, um die Tochter vor der sofortigen Untersuchungshaft zu bewahren. Und falls nicht so viel Geld verfügbar sein sollte, dann würde auch Gold als Zahlungsmittel funktionieren. Soll der Richter gesagt haben.
Das Geld sollen Sie am selben Tag noch an einen Mitarbeiter des Amtsgerichtes übergeben. Ganz zu schweigen von Ihrer Pflicht zur Verschwiegenheit, denn der Ehemann der Verstorbenen hat eine Unterlassungserklärung unterschrieben. Beim Verstoß drohen 10.000 Euro Strafe. Also kein Wort zu irgendjemandem. Von all dem ist natürlich nichts wahr.
Man versucht gerade, Sie zu betrügen. Dazu hat man Sie zufällig ausgewählt. Selbst auf die Gefahr hin, dass Sie gar keine Tochter haben sollten – Sie werden trotzdem angerufen. Die Täter versuchen es einfach mal auf gut Glück. Die skrupellosen Betrüger erzeugen und nutzen einen frei erfundenen Schockmoment gezielt aus und wollen Sie unter zeitlichen und emotionalen Druck setzen.
Man möchte Sie zu unüberlegten Handlungen drängen, denn Sie sorgen sich schließlich um ihre Liebsten. Und eine Geldübergabe muss unbedingt noch am selben Tag erfolgen. Das ist Teil der Masche. Damit Sie nicht ins Nachdenken kommen. Und Ihre Tochter war auch nicht am Telefon. Das haben Sie durch die verzerrte Stimme am Telefon und bei all dem Schrecken nur nicht richtig wahrnehmen können.
Was können Sie tun und wie können Sie sich schützen?
1. Sprechen Sie am Telefon nicht über persönliche und finanzielle Verhältnisse. Am besten, Sie legen bei solchen Anrufen sofort auf.
2. Übergeben Sie niemals Geld/Gold/Schmuck/Vermögen etc. an Menschen, die Sie noch nie gesehen haben. Egal, welch phantasievolle Geschichte hinter dem Anruf steckt.
3. Bewahren Sie bei aller Emotionalität Ruhe. Rufen Sie die Polizei unter 110 bzw. Ihre Angehörigen unter der Ihnen bekannten Nummer selbst an und vergewissern Sie sich. Ziehen sie eine Vertrauensperson hinzu. Erstatten sie bei der Polizei eine Anzeige.