Sechs Monate bis Heiligabend – Sommer ist entscheidende Phase für prächtige Tannen
Bei frühsommerlichen Temperaturen um 20 Grad Celsius mag der Gedanke an Plätzchen, Schnee und Adventskalender für viele noch fern liegen, doch an einigen Orten wird schon jetzt fleißig an den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest gearbeitet.
Damit an Heiligabend die Geschenke unter dem perfekt gewachsenen Weihnachtsbaum liegen können, müssen die Tannen jetzt in Form gebracht werden. Für die Weihnachtsbaumerzeuger bedeutet der Sommer Hocharbeit.
Viel Pflege von Hand nötig
Noch sind es sechs Monate hin bis sich Familien überall im Land wieder um die geschmückten Bäume versammeln. Damit bis dahin der Wunsch-Weihnachtsbaum im Wohnzimmer steht, bedarf es jetzt fleißiger Arbeit. Denn im Sommer macht der Weihnachtsbaum vor allem eines: Er wächst.
Da eine gerade gewachsene, eher schlanke Tanne als ideal gilt, kürzen die Anbauer jetzt die jungen Triebe ein, damit der Wuchs nicht zu breit wird. Auch Lücken im Baum sind nicht gern gesehen.
Daher schaffen die Anbauer auch hier Abhilfe: Mit einer Zange ritzen sie den Stamm ein. So wird der Saftstrom und damit das Wachstum gehemmt. Denn die Lücken entstehen vor allem durch zu schnelles Wachstum. Sollte doch eine Lücke entstehen, wissen die Anbauer, wie sie gegensteuern. Mit einem Zweigregler sorgen sie dafür, dass vorhandene Zweige näher zusammenwachsen und so Lücken schließen – alles in Handarbeit.
„Die Pflege unserer Weihnachtsbäume ist eine ganzjährige Aufgabe“, sagt Eberhard Hennecke. Er ist Vorsitzender der Fachgruppe Weihnachtsbaumerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW und baut selbst Weihnachtsbäume im Sauerland an.
„Jetzt, zur Halbzeit, intensivieren wir unsere Bemühungen, um sicherzustellen, dass die Bäume gesund und kräftig sind. Schließlich sollen sie zu Weihnachten in voller Pracht erstrahlen.“
Zeichen für perfekte Weihnachtsbäume stehen gut
Einen Ausblick auf die kommende Verkaufssaison wagt Hennecke auch. Er sieht in den Wetterverhältnissen gute Voraussetzungen für optimale Tannen: „Wir sind sehr zufrieden mit dem derzeitigen Wetterverlauf. Genügend Regen fördert das Wachstum und sorgt für stabilen Aufbau unserer Bäume. Außerdem verleiht er den Pflanzen intensive Farbe und gute Form. Die Versorgung mit reichlich Wasser steigert die Haltbarkeit der Tannen“, so Hennecke.
Klimawandel bedroht Weihnachtsbäume
Je nach Größe wachsen Weihnachtsbäume neun bis zwölf Jahre auf dem Feld. Extremwetterereignisse wie lange Trockenperioden, Sturm oder Hagel bedrohen die Kulturen immer häufiger, weiß Hennecke. „Je nach Witterungslage werden 20 bis 30 Prozent der Bäume so stark beschädigt, dass wir sie nicht mehr verkaufen können. Ein Hagelschauer kann sogar zu einem Totalausfall der Kultur führen.“
Regionale Tannen beliebt
Jährlich werden in Deutschland zwischen 23 und 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Für die Produktion spielt Nordrhein-Westfalen eine zentrale Rolle. Sieben Millionen Weihnachtsbäume werden allein im Sauerland produziert und verkauft.
Mit rund 18.000 Hektar Anbaufläche ist Südwestfalen eines der größten Anbaugebiete in Europa. Die Kunden legen immer mehr Wert auf Regionalität. Ein Viertel aller Weihnachtsbäume wird direkt bei den landwirtschaftlichen Betrieben gekauft.
Ein weiteres Viertel im Straßenhandel und der Rest im Supermarkt oder in Garten- und Baumärkten. Die mit großem Abstand beliebteste Baumsorte für das Weihnachtsfest ist die Nordmanntanne. Abgeschlagen folgen Blaufichte und Nobilis.
Hintergrund:
Die Fachgruppe Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW vertritt die Weihnachtsbaum-Branche in Nordrhein-Westfalen. Vorsitzender ist Eberhard Hennecke aus Sundern (Hochsauerlandkreis).
Der Landesverband Gartenbau Nordrhein-Westfalen e. V. bündelt insgesamt über 1.700 Mitglieder aus den Bereichen Blumen- und Zierpflanzenbau, Einzelhandelsgärtnerei und Gartencenter, Friedhofsgärtnerei, Baumschulen, Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, Gemüsebau, Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger.
NRW ist Gartenbauland Nr. 1 in Deutschland. Mehr als ein Drittel aller in Deutschland produzierten Blumen und Pflanzen kommt aus Nordrhein-Westfalen. Die nordrhein-westfälischen Gartenbaubetriebe erzielen einen jährlichen Verkaufserlös von 1,3 Milliarden Euro und schaffen rund 50.000 Arbeits- sowie 4.200 Ausbildungsplätze.