Wie geht es weiter mit der medizinischen Versorgung in Lippe?

Wie geht es mit dem Lippe Klinikum Lemgo weiter? Foto: Reiner Toppmöller

Denkschrift sorgt für Ärger und Aufregung unter den lippischen Bürgermeistern

Kreis Lippe(rto). Auch wenn der Landrat immer wieder betont er möchte das stationäre Krankenhaus in Lemgo behalten, seit langer Zeit ist es unter Eingeweihten klar, das Krankenhaus wird geschlossen. Diese Erkenntnis wird bereits längst aus informierten Kreisen der Politik bestätigt.

Auch der Kalletaler Bürgermeister, Mario Hecker, hatte dies schon vor Wochen in der Diskussion um das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in seiner Gemeinde angedeutet und damit für Aufregung gesorgt. Letztlich wird sich der Kreis der neuen Krankenhausstrukturreform des Bundes, die am 15. Mai auf den Weg gebracht wurde, beugen müssen.

Diese Erkenntnis haben die Verantwortlichen allerdings schon seit dem Jahr 2022, allein die Offenheit in der Diskussion fehlte bisher. Doch wie wird es weitergehen? Im Vordergrund und für alle Lipper zurzeit die dringendste Frage ist die zukünftige ambulante Versorgung und die Anzahl der Arztpraxen. Von den 237 Hausarztpraxen sind derzeit fünfzig nicht besetzt. In den nächsten Jahren ist damit zu rechnen, dass weitere 125 Praxen aus Altersgründen schließen, wenn sich kein Nachfolger findet. Eine alarmierende Nachricht die dringend Handlung erfordert.

Grundsätzlich ist für die ärztliche Versorgung nach dem Gesetz die Kassenärztliche Vereinigung zuständig. Nichts destotrotz kümmern sich immer mehr Gemeinden und Kreise aber um die Versorgung und gründen Medizinische Versorgungszentren (MVZs).

Krankenhaus Lemgo – MVZ?

Im Kalletal ist das vor Wochen gescheitert, weil es im Rat dazu keine Mehrheit gab. Das Krankenhaus in Lemgo aber könnte zu einem großen MVZ werden.

Zur Gründung von MVZs im Kreis Lippe gibt es nun seit Wochen eine Denkschrift der Leiterin des Gesundheitsamtes. Zurückgehend auf einen Beschluss des Kreistages aus dem Jahr 2022 war die Gesundheitsbehörde des Kreises damit beauftragt sich der vorgenannten Thematik anzunehmen.

In den zurückliegenden zwei Jahren wurde dieses Projekt gemeinsam mit dem Partner, der Dostal & Partner Management-Beratung GmbH erarbeitet.

Die Denkschrift ist eine Bestandsaufnahme und bezieht sich auf viele professionelle Quellen. Darin zeigt die renommierte Ärztin den Status Quo auf und wie viele MVZ es in Deutschland schon gibt.

Modellregion Lippe

Mit der Denkschrift, die als Diskussionsvorlage für die Politik angesehen werden kann und siebzehn Seiten umfasst, stellt die Verfasserin nicht nur die Vorteile einer Modellregion Lippe für MVZs dar, sondern gibt auch auf drei Seiten Handlungsvorschläge.

Zu der regulären Bürgermeisterkonferenz wurde diese Denkschrift an alle Bürgermeister im Voraus verschickt. Allerdings: Die Handlungsempfehlungen fehlten! Große Aufruhr bei den Bürgermeistern, besonders bei Mario Hecker, er forderte die Handlungsempfehlungen massiv und mit großem Verteiler ein. Der Landrat lehnt das aber bis jetzt ab.

Nach Recherchen steht in den Handlungsempfehlungen aber nichts politisch Brisantes. Vielmehr wird lediglich die schnelle Gründung einer kommunalen Gesundheitsgesellschaft und angesichts der drohenden Unterversorgung die zügige Einrichtung von sieben MVZs mit den Standorten Lemgo, Bad Salzuflen, Lage, Kalletal, Horn Bad Meinberg, Extertal/Barntrup und Schieder/Lügde empfohlen.

Weiter ist nach Informationen den Handlungsempfehlungen zu entnehmen, welche Vorteile die Gründung der Gesellschaft und der MVZs für den Kreis und die angestellten Ärzte brächte. Sonst nichts.

Die Verfasser warnen davor, dass bei zögerlichem Handeln private Fonds frei Arztplätze aufkaufen könnten, wie es bereits in anderen Landesteilen passiert ist.

Die Situation ist so also für alle eindeutig, die Aufgabenstellung klar, deshalb verstehen viele Bürgermeister die Handhabung des Landrates nicht, der die Handlungsempfehlungen des Denkbriefes unter Verschluss hält.

Die Brisanz des Themas und die Dringlichkeit grundsätzlicher Zukunftsentscheidungen muss aber allen Beteiligten klar sein. Sie erfordert einen Schulterschluss aller Verantwortlichen parteiübergreifend. Dieses für unsere Region so wichtige Thema darf nicht zum einem politischen Spielball werden.

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