Wilde Zeiten im Heimat-Tierpark Olderdissen

Insgesamt sechs Jungtiere sind bei den Rothirschen im Juni auf die Welt gekommen. Foto: UWB/Stadt Bielefeld

Rotwild und Sikawild mit Nachwuchs im Heimat-Tierpark Olderdissen

Bielefeld (bi) Die Jungtier-Saison im Heimat-Tierpark Olderdissen setzt sich fort: Seit einigen Tagen läuft auch bei den Rothirschen und Sikahirschen Nachwuchs durch die Anlagen. Beim Rotwild wurden im Juni sechs Kälber geboren, beim Sikawild ist es bislang ein Kalb.

„Wir hoffen bei den Sikahirschen noch auf weitere Jungtiere“, sagt Tierparkleiter Dr. Benjamin Ibler. Die hauptsächliche Geburtszeit des Rothirsches in Mitteleuropa liegt in den Monaten Mai und Juni. „Unsere Beobachtung ist auch bei diesen Tieren, dass die Saison dieses Jahr offensichtlich durch das kalte Frühjahr verzögert ist“, berichtet Ibler. Bei den Sikahirschen ist die Setzzeit zwischen Mitte Mai und Juli.

Fütterungsmöglichkeiten für die Besucherinnen und Besucher

Tierparkbesucherinnen und -besucher haben sowohl bei den Sika- als auch Rothirschen die Möglichkeit, die Tiere mit frischem Gras zu füttern. „Unsere Tierpflegerinnen und -pfleger legen das Grasfutter an den dafür vorgesehenen Stellen ab, sodass die Besucherinnen und Besucher es dort selbstständig entnehmen können, um es den Tieren zu geben.

Grünfutter fressen die Hirsche auch in der Natur“, erklärt der Tierparkleiter. Wenn die abgelegte Menge aufgebracht ist, wird kein neues Gras nachgelegt. „Wir appellieren daher an alle, nur so viel zu füttern, dass auch für die nachfolgenden Besucherinnen und Besucher noch etwas übrigbleibt, um es an die Tiere zu verfüttern“, betont Ibler.

Das Gras stammt von den Wiesen, die der Tierpark bewirtschaftet. Die Wiesen werden von Mai bis Oktober regelmäßig gemäht und die frischen Gräser direkt verfüttert. Außerdem wird die Fläche zweimal im Jahr abgeerntet, um die getrockneten Gräser als Heu einzulagern. So hat der Tierpark auch einen Vorrat für die kalten Monate.

Das neue Angebot, frische Gräser zu verfüttern, ersetzt damit nun auch das Futter aus den Futterautomaten. „Als während der Corona Pandemie kein Kraftfutter aus den Automaten gefüttert werden durfte, hatte das viele positive Auswirkungen auf die Tiergruppen. So gab es zum Beispiel viel weniger Aggressionen zwischen den Tieren“, informiert Ibler.

„Die Kolleginnen und Kollegen haben daher nach neuen Lösungen gesucht, die jetzt mit den Grasraufen an den Hirschgehegen geschaffen wurden.“ Die Fütterungsmöglichkeiten beschränken sich daher nun auf die Sika- und Rothirsche. „Wir hoffen, Sie haben dafür Verständnis, dass wir aus Tierwohlgründen das Automatenfutter nicht mehr zur Verfügung stellen.“

Europäischer Rothirsch

Der Europäische Rothirsch oder Edelhirsch, in seiner Gesamtheit auch oft als Rotwild bezeichnet, gilt als König der Wälder, ist aber ursprünglich ein Bewohner eher offener Landschaften. Rothirsche hören besonders gut, riechen und sehen gut. Nahrung sind Gras und Kräuter, aber auch Triebe von Laub- und Nadelhölzern werden genommen.

Rothirsche sind Wiederkäuer, das heißt die aufgenommene Nahrung wird gespeichert, noch einmal gekaut, grobe Teile aussortiert und dann in kleinen Portionen wieder in die Mundhöhle befördert und dann wiederum gekaut und sodann abgeschluckt. Dadurch nutzt der Rothirsch seine Nahrung sehr gut aus und verbringt weniger Zeit im ungeschützten Bereich mit dem Fressen.

Der Rothirsch hat einen typischen Jahresverlauf. Im März wirft der männliche Rothirsch sein Geweih ab. Anschließend wird ein neues aufgebaut. Dieses ist von einer pelzigen Haut, der Bast Haut, überzogen, über dieses wird das neue Geweih innerhalb von vier Monaten aufgebaut. Im Juli und August wird die Bast Haut abgefegt, anschließend Ende September und Anfang Oktober ist Brunftzeit des Rotwildes, in der der männliche Hirsch laut röhrt. Der Platzhirsch wird hierbei von Nebenbuhlern herausgefordert.

Die Kälber kommen im Mai und Juni auf die Welt. Junge Rothirsche werden zunächst abgelegt und können kurz darauf dem Muttertier folgen. Sie haben anfänglich weiße Flecken auf ihrem braunen Fell. Bis zum ersten Winter gehen sie verloren.

Die männlichen Tiere sind nach dem Sommer im Vollbesitz ihrer Kräfte und im körperlich besten Zustand des Jahres, das Geweih ist ausgewachsen. Der männliche Hirsch röhrt durch den Wald. Da die Hirsche während der Brunft kaum Zeit zum Äsen finden, sind sie danach meist abgemagert. Männliche Hirsche sind an ihren Geweihen von den Weibchen zu unterscheiden.

Im zweiten Lebensjahr setzt der männliche Edelhirsch sein erstes Geweih, nur einfache Spieße, in den weiteren Lebensjahren verzweigt sich das Geweih und wächst. Mit fünf Jahren hat ein männlicher Hirsch die körperliche Reife und das passende Geweih, um einen Harem halten zu können. Im Alter von etwa acht Jahren ist der Hirsch „in der Form seines Lebens“ und am erfolgreichsten, das Geweih hat seine maximale Größe erreicht. Danach wird das Geweih von Lebensjahr zu Lebensjahr wieder kleiner.

Sikahirsch

Der Sikahirsch (Cervus nippon) stammt ursprünglich aus Ostasien, ist aber auch an einigen Orten in Deutschland heimisch. Sikawild ist dem Rotwild nahe verwandt und kann sich mit diesem fruchtbar kreuzen. Auch der Sika wird als „Edelhirsch“ bezeichnet und besitzt die gleiche Anzahl Zähne. Im Gegensatz zum Rotwild gilt das Sikawild aber als eher standorttreu und lebt gerne im Wald, während die Rothirsche Offenlandschaften bevorzugen und nur durch den Menschen in den Wald gedrängt sind.

Das Geweih ist längst nicht so beeindruckend wie beim Rothirsch, es wird im Mai abgeworfen. Bei allen Hirschen gilt, dass zuerst ältere Männchen abwerfen und erst später die jüngeren. Junge Männchen leben in Trupps, alte Hirsche sind Einzelgänger. Die Weibchen leben im Sommer in Mutter-Kind-Familien, im Winter können sie Großrudel bilden. Zwischen Mitte Mai und Juli ist Setzzeit. Brunftzeit ist im November.

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