Dokumentarisches und Poetisches über den Wald

„Mischwald. Pars pro toto“. Kunst von Susanne Walter. Foto: Privat

Kunstverein Oerlinghausen

Oerlinghausen (pk). Der Wald hat die Künstler schon seit Jahrhunderten fasziniert und inspiriert. Zumeist blieb es ein Randthema. Susanne Walter hingegen stellt Bäume, Äste und Blätter in den Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens.

Der Kunstverein Oerlinghausen widmet der Bielefelderin eine eigene Ausstellung. Der Titel lautet „Mischwald. Pars pro toto. Dokumentarisches und Poetisches aus dem Wald“. Es begann recht profan. „Ich habe ganz nah am Wald gewohnt“, berichtete Susanne Walter im Gespräch mit dem künstlerischen Leiter des Vereins, Prof. Dr. Andreas Beaugrand. „Ich habe mich viel darin aufgehalten, bei Spaziergängen und beim Sport.“ Eines Tages fielen ihr die abgesägten Baumstümpfe auf und die Idee war geboren.

Die Jahresringe hielt die Künstlerin zunächst durch Abreiben mit Farbstift (Frottage) auf Papier fest. Dann druckte sie die glatte Oberfläche mit umweltfreundlicher Farbe ab. Schließlich verwendete sie die grünen Algen und Flechten, die sich im Laufe der Zeit gebildet hatten, als natürliche Druckfarbe. Es ist eine große Faszination, draußen zu arbeiten, der Sonne, dem Wind und dem Regen ausgesetzt zu sein“, stellte Susanne Walter fest. „Man wird Teil des Geschehens in der Natur.“

In Oerlinghausen zeigt sie einen Querschnitt ihres Schaffens im Freien. So sind Fotos zu sehen, die dicht am Waldboden aufgenommen wurden und nur die Baumkronen zeigen. Auf einem großformatigen Blatt gibt ein Kohleabrieb den Waldboden wieder. Aus dem Abrieb von Rinden und aus kleinen Astresten entstanden spielerische Formen, die den Wald lediglich erahnen lassen.

In jüngster Zeit bearbeitet Susanne Walter Baumstümpfe mit der Motorsäge und arbeitet Hausformen heraus – Hinweis auf die Verwandlung und spätere Verwendung des Holzes. Die im Wald belassenen Werke seien keineswegs auf Dauer angelegt, sagte die Künstlerin. „Sie sind Teil der normalen Zersetzung, alles ist vergänglich.“ Susanne Walter absolvierte ein Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Bielefeld und wechselte dann nach Münster.

Dort wurde sie Meisterschülerin des Hochschullehrers Prof. Timm Ulrichs. „Auf den ersten Blick ist ihre Kunst sparsam und zurückhaltend“, erläuterte Beaugrand. „Bei näherem Hinsehen entwickelt sie eine ungeheure Kraft.“ Mit ihrer Kunst interveniere sie in den natürlichen Lebensraum. Denn sie habe erkannt, „dass der Wald so behandelt wird, wie es ihm nicht unbedingt gut tut“.

Die Bilder und Objekte stehen im Mittelpunkt des Kunstgesprächs am Donnerstag, 30. Januar 2020, ab 18.30 Uhr. Uta Brömelmeyer (Journalistin und Freie Mitarbeiterin des WDR), Karin Fuhlbrück (Musiklehrerin und Kreativpädagogin) und Susanne Walter (Künstlerin und Kunstpädagogin) werden Texte zum Thema lesen und das Gespräch moderieren.

Am 20. Februar 2020 endet die Ausstellung. Während der Eröffnung verabschiedete sich Jochen Held als langjähriger Betreuer des Aufsichtsplanes. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Gerda Held bemühte er sich darum, genügend Freiwillige für die Aufsichten zu finden.

Oft genug habe er dann selbst die Aufgabe übernommen, lobte die Vorsitzende des Kunstvereins, Isolde Müller-Borchert.

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