Salzuflerinnen starten auf die Südhalbkugel

Das geht's hin: Für die beiden Bad Salzuflerinnen (Francesca Welslau, links) und Swaantje van Gellekom (rechts) geht es am 13. Juli für ein Jahr nach Neuseeland zur Kerikeri High School auf die Nordinsel. Foto: Privat

Francesca Welslau (16) und Swaantje van Gellekom (16) aus Lockhausen gehen für ein Jahr in eine Gastfamilie nach Neuseeland und absolvieren dort die 11. Klasse auf der „Kerikeri High School“

Bad Salzuflen. Die Abschlussfeier der 10. Klassen der Gesamtschule Aspe ist gerade feierlich beendet worden – am 22. Juni begonnen die großen Sommerferien. Für die meisten Schüler: innen heißt das: Urlaub, faulenzen, Nichtstun.

Nicht so für zwei Teenager aus dem beschaulichen 3.000 Seelen Dorf Lockhausen einem Ortsteil von Bad Salzuflen: Francesca Welslau, die alle nur „Franci“ nennen und ihre beste Freundin seit Kindergartenzeiten Swaantje van Gellekom, beide 16 Jahre, gehen nach fast Zweijähriger Planungsphase für ein Jahr in eine Gastfamilie nach Neuseeland, um dort die 11. Klasse auf der Kerikeri High School zu absolvieren. Wir sprachen mit beiden Mädchen über die Beweggründe für ein Jahr von zu Hause wegzugehen:

Francesca Welslau: Es war schon immer ein großer Traum von mir, ins Ausland zu gehen, um dort in die Schule zu gehen und das Leben kennenzulernen. Auswandern liegt unserer Familie wohl im Blut (und lacht), meine Mutter ist mit 20 von zu Hause (Brünn, Tschechien) weggegangen und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland.

Swaantje van Gellekom: Mit diesem Traum geht es mir ebenso. Ich durfte schon früh das Leben mit Au Pairs kennenlernen und verstand, wie viele Möglichkeiten es gibt. In der 5. Klasse fing ich quasi schon mit der Planung an.

Neuseeland ist mal nicht gerade um die Ecke, warum so weit?

Francesca: Während der Coronazeit haben wir uns intensiv mit einem möglichen Auslandsjahr befasst und diverse Länder studiert. Schließlich fiel unsere gemeinsame Wahl auf Neuseeland. Die Möglichkeiten, die uns dort an der Schule geboten werden, sind sicherlich einzigartig.

Swaantje: Es war zunächst nicht unser Plan, den weitentfernsteten Ort auf der Welt zu besuchen, jedoch hat uns Neuseeland, sogar unabhängig voneinander, beide bis ins kleinste Detail überzeugt.

Ihr habt Euch alles selbst erarbeitet und Eure Eltern nicht vor vollendete Tatsachen gestellt?

Francesca lacht: Nein natürlich nicht – alles wurde im Vorfeld mit der gesamten Familie besprochen. Dennoch haben wir selbst das Land, die Schule und die Partneragentur (Anm. der Redaktion: GLS Berlin) selbst ausgesucht. Wir hatten ja während Corona viel Zeit uns vorzubereiten.

Swaantje: Nicht nur als „Geldgeber’ standen sie immer an meiner Seite. Zahlreiche Dokumente mussten ausgefüllt, Gespräche geführt und vo allem Entscheidungen getroffen werden.

Apropos Geld:

Andere bekommen zur finanziellen Unterstützung ein Stipendium – wie ist das bei Euch?

Francesca: Stipendien gibt es von Bundestagsabgeordneten nur für Amerika.  Für Neuseeland leider nicht, was sehr schade ist. Das Jahr kostet schon einen „Kleinwagen“ – daher sind wir auch dankbar, dass uns unsere Eltern dieses Auslandsjahr ermöglichen. Alles muss selbst bezahlt werden – aber in den Ferien haben wir schon etwas dazu verdient. Abgesehen von vom finanziellen – auch die schulischen Voraussetzungen müssen stimmen:

Swaantje: Eine 1 vorm Komma ist durchaus hilfreich, da die Auslandsorganisationen und Schulen weltweit darauf Wert legen. Entscheidend sind passende Noten, besonders sofern der Wunsch besteht, dass im Heimatland verpasste Schuljahr nicht wiederholen zu müssen.

Mit welchen Erwartungen geht Ihr nach Neuseeland ?

Francesca: Erstmal stehen rund 30 Stunden Flug an bis Auckland, dann noch einmal eine Stunde in den Norden nach Kerikeri. Die Schule hat ein ganz tolles Promo-Video online. Da gehören Outdoor Education, Schulstunden in der Natur, Windsurfen, tauchen, reiten, segeln zum Unterricht.

Swaantje: Die Ausstattung der Schule scheint außerdem weitaus moderner und digitaler zu sein als bei uns. Vielleicht kann man ein paar Ideen mit nach Hause nehmen.

Zur Gastfamilie: Wisst Ihr schon, wo und wen Ihr bekommt?

Swaantje: Wir haben im Vorfeld eine Bewerbungsmappe geschrieben und Wünsche geäußert. Ein Ansprechpartner von GLS ist an unserer Schule tätig, sodass wir immer jemanden vor Ort haben werden. In Zusammenarbeit mit der Schule finden sie eine für uns geeignete Familie, da sind wir uns sicher.

Wie läuft Eure Vorbereitung auf Neuseeland konkret ab?

Francesca: Während der Bewerbung mussten wir bereits das neuseeländische Schulsystem studieren und uns für etwaige Fächer, die wir belegen wollen, entscheiden. Auch AGs, die angeboten werden, mussten gebucht werden. Das Schulsystem ist grundlegend anders als bei uns: Das Jahr ist in 4 Teile („Terms“) geteilt und beginnt immer mit dem Kalenderjahr. Wir steigen sozusagen zur Hälfte ein. Bereits im November/Dezember stehen die ersten Prüfungen an. Für uns gibt es dann ein Alternativprogramm.

Swaantje: Da es eine international anerkannte Schule ist, die einige Schüler: innen aus der ganzen Welt aufnimmt, wird es spannend sein, noch andere Menschen und Kulturen kennenzulernen. Wir werden nicht die einzigen „Exoten“ an der Schule sein. Das schulische Angebot sowie Kerikeri’s Natur sind unvergleichlich. Wir sind gespannt, welche Eindrücke uns erwarten werden.

Ein Jahr im Ausland in so jungen Jahren keine Angst vor Heimweh?

Francesca: Natürlich fällt es schwer, Familie, Freunde, Großeltern für ein Jahr zurückzulassen, aber diese Chance bekommt man nur einmal im Leben, da muss man sich mental gut vorbereiten und das haben wir glaube ich begriffen und gemacht – es ist ja keine spontane Entscheidung – alles muss passen, auch die Unterstützung der Familie muss da sein. Kommen Zweifel auf in der Vorbereitungsphase sollte man besser zu Hause bleiben und dieses Abenteuer nicht angehen.

Swaantje: Sehe ich genauso. Man muss das Ziel fest vor Augen haben: Das will ich machen und das macht mich glücklich. Zweifel darf man nicht haben – auch wenn man geliebte Menschen für lange Zeit nicht sehen wird. Die Chance, derartige Erfahrungen zu sammeln wird es nicht so oft geben und wir schätzen dies sehr.

Am 13.7.23 geht es los in Frankfurt. Schon Reisefieber?

Francesca: Gut, der Weg ist weit, aber im Fliegen und auf Flughäfen dieser Welt bin ich schon geübt, (lacht), mit 5 Monaten war ich schon auf Mallorca und meine Eltern lieben Reisen. 15 Stunden am Stück im Flugzeug ist lang, aber mit Swaantje bestimmt nicht langweilig …

Swaantje: Wir hatten das Glück schon eine Flug- und Austauscherfahrung mit Spanien in diesem Schuljahr zu machen, aber ein derartiger Langstreckenflug ist etwas völlig Neues für mich.

Und im Sommer 2024 dann zurück…

Francesca und Swaantje: Zunächst steht Kofferpacken an – das wird  nicht so einfach – nur 30 kg Gepäck für ein Jahr – da muss man gut sortieren. Ein paar Verabschiedungen und um 22.20 Uhr am 13.7. Frankfurt Airport geht’s mit Emirates dann endgültig los – was dann kommt…wir sind sehr gespannt.

GLS Berlin

Das GLS Sprachenzentrum mit Sitz in Berlin ist eine Organisation, die sich auf Schüleraustausche mit Gastschulaufenthalten weltweit konzentriert. Über GLS erfolgt eine rundum Versorgung der Bewerber bis hin zur Betreuung vor Ort. Für Neuseeland liegen die Kosten bei rund 21.500 Euro (ohne Flug), jedoch inkl. sämtlicher Schulkosten, Unterbringung in der Gastfamilie und aller weiteren Nebenkosten. www.gls-sprachenzentrum.de

Kerikeri

Kerikeri ist eine Kleinstadt mit rund 5.500 Einwohnern. Sie liegt auf der Nordinsel von Neuseeland in Meeresnähe zur „Bay of Islands“ mit sub-tropischem, mildem Ganzjahresklima. Bis Auckland sind es ca. 250 km. In der Umgebung waren die ersten Siedlungen europäischer Einwanderer u.a. zeugt davon das älteste Steinhaus Neuseelands von 1832 sowie das älteste Holzhaus „The Kemp House“. Die Stadt verfügt über einen kleinen Flugplatz. Ausflugsziel Nr. 1 sind die bekannten Rainbow Falls.

High School

Die Kerikeri High School bietet ein gutes Programm an akademischen Fächern sowie die ‚Academic Plus Adventure Activities‘ wie Surfen, Segeln und Reiten. Mit rd. 1.500 Schüler: Innen und 150 „Staff“ Mitarbeiter: innen hat die Schule bereits Auszeichnungen für gutes Unterrichten und Lernen erhalten. Die Schule nimmt jährlich nur 60 ausländische students aus aller Welt auf www.kerikerihigh.ac.nz

Neuseeland ist mal nicht gerade um die Ecke. Foto: Privat
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