Katzenhaus bis auf die letzte Box gefüllt

Aktuell werden 260 Katzen im Tierheim Bielefeld versorgt. Foto: Tierheim Bielefeld

Tierheim Bielefeld muss Aufnahmestopp ab dem 26.9.2023 für Abgabe- wie Fundkatzen  verhängen

„Die Situation ist dramatisch, anders kann man die Lage nicht bezeichnen“, sagt Tierheimleitung Jutta Schaper. Das Katzenhaus des Bielefelder Tierschutzvereins ist bis auf den letzten Platz gefüllt, selbst auf den Fluren werden Tiere untergebracht und das trotz moderater Vermittlungsrate der Mitarbeiter*innen. „Wir mussten die Reißleine ziehen, wir können die Tiere nicht mehr tierschutzgerecht unterbringen“, sagt Schaper.

Das Team unter der Bereichsleitung Vanessa Markiewicz arbeitet an der Belastungsgrenze. „Wir versorgen aktuell 260 Katzen.“, sagt die Tierpflegerin. Ohne die zusätzlich privaten Pflegestellen des Tierschutzvereins wäre das schon längst nicht mehr tragbar gewesen.

Das Schicksal der Tiere zerrt doppelt an den Mitarbeiter*innen – sowohl physisch wie psychisch. Die Geschichten der einzelnen Tiere gehen auch an den Kolleg*innen nicht spurlos vorbei. Zum Beispiel das Schicksal von den beiden Katzen Cookie und Cake, die in Bielefeld-Mitte auf einem Spielplatz in einer Plastiktüte ausgesetzt wurden. Oder Katze Mia, die mit ihren sechs Welpen in einem Industriemüllcontainer in Bielefeld-Sennestadt gefunden wurde.

Tierheim-Tierarzt wirkt ratlos

Auch Tierheim-Tierarzt Dr. Quest wirkt ratlos: „Ich kastriere jedes Jahr ca. 350 Katzen – Tendenz steigend. Ende des Jahres werden wir wahrscheinlich bei 400 Tieren liegen.“ Eine Hauskatze kann bereits mit 6 Monaten geschlechtsreif werden und bringt bis zu 9 Katzenwelpen zu Welt.

Auch der Gesundheitszustand der 260 Katzen bereitet dem Bielefelder Tiermediziner zunehmend Sorgen. Katzen sind nicht dafür gemacht, zu so vielen auf engem Raum gehalten zu werden. Aktuell haben wir eine große Welle von Infektionen mit Katzenschnupfen, unsere Impfungen schützen die Tiere zwar vor einem schweren Verlauf aber nicht vor der Infektion selbst.

„Viele Bürger*innen kritisieren die Vermittlungsanforderungen des Bielefelder Tierschutzvereins“, sagt Schaper. „Unsere Vermittlungsstandards richten sich nach dem Deutschen Tierschutzgesetz und der Katzenschutzverordnung der Stadt Bielefeld. Zudem spielt auch die jahrzehntelange Erfahrung unserer Mitarbeiter*innen eine wichtige Rolle.“

Handeln der Stadt Bielefeld gefordert

„Täglich werden uns Katzen gemeldet, die niemandem zu gehören scheinen, kaum eine Katze ist kastriert und bei einem Haustierregister registriert. Obwohl die Bielefelder Katzenschutzverordnung die Kastration und Registrierung von männlichen und weiblichen Freigänger-Katzen vorschreibt“, sagt Markiewicz. An dieser Stelle ist dringend das Handeln der Stadt Bielefeld gefordert die Katzenschutzverordnung durchzusetzen.

Der Tierschutzverein Bielefeld bittet alle Bürger*innen, die nun Katzen finden, das Ordnungsamt der Stadt Bielefeld (Tel. 0521-510) zu verständigen, denn die Kommunen sind für die tierschutzgerechte Versorgung von Fundtieren originär zuständig. Gleichzeitig sollten die Bürger*innen unbedingt aber auch Meldung beim Tierheim machen (Tel. 05205-98430), so dass durch die Fundanzeigen auch eventuell vermisst gemeldete Tiere erkannt und wieder an ihre Halter*innen vermittelt werden können

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