Wanzen-Challenge des LWL-Museums für Naturkunde

Auf die Suche nach den Wanzen können sich Interessierte bei der Wanzen-Challenge machen. Foto: LWL/Steinweg

Wanzen-Challenge des LWL-Museums für Naturkunde geht in die finale Runde / Jetzt Wanzen suchen und Daten melden

Münster (lwl). Wie das LWL-Museum für Naturkunde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) meldet, ist die im April dieses Jahres ausgerufene Wanzen-Challenge ein großer Erfolg. In knapp vier Monaten wurden fast 100.000 Funde von Wanzen gemeldet, mehr als dreimal so viele wie in den Jahren davor. Noch bis zum Jahresende können Interessierte Daten in Form eines Fotos in die App „ObsIdentify“ oder direkt bei Observation.org hochladen.

Wanzen und ihre Lebensräume

Hartung gibt allen Interessierten Hinweise: Gewässer unterschiedlicher Art, wie kleine Tümpel, große Seen, schnell fließende Bäche oder Sümpfe, bieten Wanzen einen Lebensraum. Wanzen können auf dem Gewässerboden, im Wasser und auf der Wasseroberfläche vorkommen. „Es gibt Wanzen, die freie Oberflächen bevorzugen, andere, die auf Seerosenblättern oder Wasserlinsen und anderen Pflanzen zu finden sind, oder welche, die sich in der Nähe vom Ufer aufhalten“, so der Wissenschaftler.

Ein zweiter Tipp ist, am Ufer der Gewässer beziehungsweise an bodenfeuchten, ausgetrockneten Gewässern zu suchen. „Es gibt Uferwanzen, die Fliegen jagen, die im feuchten Schlamm brüten. Uferwanzen bewegen sich schnell und stellen eine Herausforderung für Fotografinnen und Fotografen dar. Und unter Steinen am Ufer eines Flusses entdeckt ein Glückspilz vielleicht das seltene Zwerg-Federhörnchen aus der Familie der Mooswanzen“, hofft Hartung.

Im feuchten Moos lassen sich Mooswanzen (Dipsocoridae und Ceratocombidae) und Uferläufer (Hebridae) finden. Sie sind weniger als drei Millimeter groß und leben räuberisch von anderen kleinen Tieren. Die ebenso kleinen Netzwanzen der Gattung Acalypta ernähren sich von Moosen selbst. „Ein interessanter und bislang wenig von der Challenge erfasster Lebensraum ist Totholz.“ Der Wissenschaftler weist darauf hin, dass sich die Gruppe der Rindenwanzen (Aradidae) von Pilzen ernährt, die das Holz zersetzen. „Also Augen auf bei toten Bäumen, die noch Borke tragen und an denen Pilzkörper zu sehen sind.

Wer diese Wanzen sucht, kann vorsichtig ein Stück Rinde anheben und schauen, ob sich darunter vielleicht Aradiden verbergen“, rät der Wanzen-Spezialist. An lebenden Baumstämmen, die mit Flechten und Moosen bewachsen sind, kommen Flechtenwanzen (Microphysidae) oder andere Arten wie die Weichwanze Isometopus vor. „Wer diese Wanzen sucht, fegt am besten mit einem kleinen Kehrbesen den Stamm auf ein helles Tuch ab und schaut, ob es gelingt, die im Tuch befindlichen Wanzen zu fotografieren.“

Neben Feuchtlebensräume, lassen auch trocken-warme Stellen mit freiem, sandigem Boden auf ein Treffen mit Arten hoffen, die bislang in der Challenge wenig Beachtung fanden, wie Erdwanzen, Bodenwanzen und Krummfühlerwanzen. Erdwanzen (Cydnidae) verbergen sich häufig in Bodenstreu oder unter Pflanzen wie Gräsern, Wolfsmilch, Leinblatt, Taub- und Schwarznessel oder Heidelbeere. Bodenwanzen (Rhyparochromidae) und Krummfühlerwanzen (Alydidae) laufen frei umher und können dabei beobachtet werden.

Hartung weist im letzten Tipp darauf hin, die Wanzen nicht zu vergessen, die den Ruf der ganzen Gruppe ruiniert haben: die Bettwanzen. „Bislang gab es nur eine Meldung davon. Wir wünschen keinem eine Begegnung mit den Tierchen, aber wenn einem der Teilnehmenden das Unglück mal widerfahren sollte, so soll er oder sie das unbedingt melden“, bittet der Wissenschaftler. Bettwanzen kommen nicht nur in menschlichen Wohnungen vor. Die allermeisten Arten leben in Vogelnestern oder Fledermausquartieren.

Hintergrund

Das LWL-Museum hatte innerhalb der App „ObsIdentify“ zu der Challenge „Geh aufs Ganze für die Wanze“ aufgerufen. Die Challenge ist ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift für Wanzenkunde Heteropteron und wird durch eine Spende der Stiftung Münster der Sparda-Bank West unterstützt.

Ziel der Challenge ist, so viele Fotos wie möglich von Wanzen zu machen und mit der App „ObsIdentify“ oder über die Internetseite „Observation.org“ zu bestimmen und zu melden. Gewonnen hat, wer im Gesamtzeitraum die meisten verifizierten Wanzenarten meldet. Gewertet werden alle Wanzen, auch solche, die im Garten leben oder sich in eine Wohnung verirren.

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