Was macht eigentlich die Berufsberatung in Lippe?

Beratungsfachkräfte der Agentur für Arbeit Detmold zu Besuch an der Sekundarschule in Horn - Bad Meinberg: (v.l.) Nicole Glaremin-Brünger, Thorsten Schomacher und Peter Süper Foto: Tanja Liebke, AfA Detmold

43 Schulen, 20 Beratungsfachkräfte: Personalverantwortliche treffen direkt in der Schule Kandidatinnen und Kandidaten für Praktika und Ausbildungsstellen

Irgendwie hat schon jeder von der Berufsberatung gehört oder die Dienstleistung in unterschiedlicher Art und Weise in Anspruch genommen: als Jugendliche, als Eltern, als Lehrer, Arbeitgeber oder als einer der vielen Netzwerkpartner.

Welchen praktischen Nutzwert die Berufsberatung hat, erläutert Thorsten Schomacher, Berufsberater der Detmolder Arbeitsagentur, exemplarisch bei einem vor-Ort-Besuch an der Sekundarschule in Horn – Bad Meinberg.

Beratungsfachkräfte und ihre Beratung der Schülerinnen und Schüler

Montagmorgen: Berufsberater Thorsten Schomacher ist seit 6.00 Uhr im Dienst, seit 7.25 Uhr in seinem Beratungsraum der Sekundarschule Horn, und hat hier bereits die ersten Gespräche mit Schülerinnen und Schülern geführt.

Seit einem Jahr betreut er die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen acht bis zehn. Mit Jedem und Jeder in den Stufen neun und zehn hat der Berufsberater Beratungsgespräche zur individuellen Zukunftsplanung geführt.

Frühzeitiger Erstkontakt ist wichtig

Wer berufliche Beratung sucht, weiß also, mit wem er oder sie es zu tun hat. „Ein frühzeitiger Erstkontakt ist ganz wichtig, um Vertrauen aufzubauen und eine Grundlage für die weitere Zusammenarbeit zu schaffen. Denn Beratung funktioniert immer nur auf freiwilliger Basis, und wenn die zwischenmenschliche Ebene passt.“

Doch Thorsten Schomacher ist kein Einzelakteur beim Gestalten des Übergangs von Schule in den Beruf, oder auf eine weiterführende Schule. Hierbei ist vertrauensvolle Teamarbeit erforderlich.

9.00 Uhr: Besprechung mit dem Team BO (berufliche Orientierung) des Schul-Kollegiums: Nicole Glaremin-Brünger, Julia Wein, Siggi Jankowski, Peter Süper und Willy Gutzeit. Peter Süper erläutert: „Wir sind alle Lehrerinnen und Lehrer, die diese Rucksackaufgabe gerne übernehmen.“

NRW Projekt: Kein Anschluss ohne Abschluss

Sie besprechen die gemeinsamen Aufgaben und Aktionen, die im Rahmen von „KAoA“ (Kein Anschluss ohne Abschluss“), einem NRW-weiten Projekt für das Übergangsmanagement der Schülerinnen und Schüler, anstehen. Hierbei absolvieren die jungen Menschen ab Klasse acht eine Potentialanalyse und Zeiten der Selbstreflexion.

„Das ist sehr hilfreich“, weiß Peter Süper, „weil wir stärken- und nicht defizitorientiert mit den jungen Menschen berufliche Ideen entwickeln wollen.“

Talente gemeinsam entdecken

Ein Ansatz, den auch Thorsten Schomacher als elementar ansieht: „Denn niemand ist talentfrei. Und wenn Mädchen und Jungen ihre Talente (er-)kennen, sind die Voraus-setzungen für eine gute berufliche Orientierung schon einmal gegeben.“

Doch wie erkennt man sein Talent? Berufsberater Schomacher: „Es gibt junge Menschen, die ihre Stärken ganz klar kennen und benennen können. Aber es herrscht bei vielen Mädchen und Jungen auch tiefsitzende Verunsicherung: Bin ich gut genug? Wo liegen meine Stärken? Wer will mich schon beschäftigen?

Unsere gemeinsame Aufgabe ist es dann, Talente aufzudecken, damit Jugendliche ihre Selbstwirksamkeit entwickeln können. Nur, wer an sich selbst glaubt, kann auch weitere Ziele erfolgreich umsetzen.“

Einzelberatungen

Ab 10 Uhr führt Thorsten Schomacher für den restlichen Tag weitere Einzelberatungen durch, um die Schülerinnen und Schüler in diesem Punkt individuell weiter zu beraten.

Konkrete Ziele zu entwickeln, ist nicht einfach, zumal die Fülle an Ausbildungsberufen, Studienmöglichkeiten und die Angebote des weiterführenden Schulbesuchs kontinuierlich zunehmen.

„Gerade diese Angebotsfülle, mit all ihren Freiheiten, empfinden junge Menschen oft gar nicht als positiv, sondern als überfordernd“, weiß Sonderpädagogin Nicole Glaremin-Brünger, die vor allem mit unterstützungsintensiveren Jugendlichen arbeitet. “

Da ist manchmal weniger Fülle, und mehr Klarheit im Angebotsdschungel wesentlich zielführender. Und die jungen Leute müssen auch Berufe praktisch erfahren und erleben können, um Entscheidungen treffen zu können.“ Da-her sind in der Sekundarschule Horn während der Schulzeit acht Wochen Praktikum möglich, und fünf Wochen verpflichtend.

Hausmesse „Markt der Möglichkeiten“

Um die regionale Praktikums- und Berufsvielfalt den Schülerinnen und Schülern näher zu bringen wurde letztes Jahr erstmalig die Hausmesse „Markt der Möglichkeiten“ durchgeführt.

Hier treffen Personalverantwortliche direkt in der Schule Kandidatinnen und Kandidaten für Praktika und Ausbildungsstellen. Peter Süper berichtet: „Diese Art der Kontaktanbahnung fällt allen Beteiligten natürlich leichter und ist des-halb auch so erfolgreich.“ So haben rund 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Abgangsklasse bereits jetzt einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. “

Zu diesem Zeitpunkt im Jahr ist das eine sehr gute Quote“, betonen das Team BO und Thorsten Schomacher.

Es ist 15.30 Uhr und der Arbeitstag an der Sekundarschule Horn – Bad Meinberg endet für Thorsten Schomacher. Und wo geht es am morgigen Dienstag hin? Der Berufsberater lacht freundlich: „Morgen geht es nach Schlangen in die August Hermann Franke Gesamtschule“.

Die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agentur für Arbeit Detmold stehen allen jungen Menschen mit Beratung zur Seite. Terminvereinbarungen sind möglich unter Detmold.Berufsberatung@arbeitsagentur.de

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