Gefiederte Nachbarn, Wintervögel im Garten – Teil 1

Rotkehlchen. Fotos: NABU Leopoldshöhe/Martin Düsterberg

Leopoldshöhe. Viele unserer heimischen Singvögel bleiben auch im Winter bei uns und ziehen nicht in den Süden. Doch um sich wohl zu fühlen, brauchen Rotkehlchen, Blaumeise und Co. mehr als ein Futterhäuschen.

Im naturnahen Garten finden sie alles, was sie brauchen. Jeder kann in seinem Garten für die gefiederten Wintergäste etwas tun. Rotkehlchen beispielsweise verbringen die kalte Jahreszeit in Gebüschen und Hecken, Männchen und Weibchen jedoch getrennt voneinander. Sie haben jeweils eigene Nahrungsreviere, kommen aber auch ans Futterhaus, welches ein willkommenes Zubrot zu Samenständen von Stauden, Beeren und Früchten wie die von Schneeball, Pfaffenhütchen, Hartriegel, Faulbaum, Efeu oder anderen Sträuchern ist.

Auch Blaumeisen überwintern bei uns. Sie sitzen am liebsten in Bäumen. Von hier oben haben sie eine gute Sicht und können ihre Lieblingsspeisen – Samen an Sonnenblumen, Birken, Erlen und anderen samentragenden, nicht geschnittenen Stauden und die Beeren beerentragender Gehölzen, sowie die Puppen von Insekten an Schilf oder anderen Stängeln – sehr gut sehen. Der kleine Zaunkönig versteckt sich gerne im Unterholz und in schwer zugänglichen Hecken.

Er hält sich manchmal auch an Gewässerrändern oder im Laub auf und sucht hier nach Insekten. Eine schöne dichte Hecke, einige Bäume, beerentragende Gehölze, nicht geschnittene, samentragende Stauden und viele überwinternde Insekten decken den winterlichen Tisch für die kleinen Flattermänner. Wertvoll für Vögel und andere Tiere sind im Winter auch Nistkästen.

Schwanzmeisen

Wer den Spätsommer als Reinigungstermin verpasst hat, sollte daher im Herbst keine Nistkästen mehr säubern. Nach dem Ausflug der Vormieter haben sich in viele Behausungen nun nämlich neue Bewohner einquartiert. Auch wer neue Nistkästen aufhängen will, sollte nicht bis zum Frühjahr warten.

Viele Vögel, die die kalte Jahreszeit bei uns verbringen, suchen in kalten Herbst- und Winternächten mangels natürlicher Höhlen und Nischen Schutz in den künstlichen Nisthilfen. Vogelfütterung ermöglicht Vogelbeobachtung aus nächster Nähe. Bequem vom Fenster aus kann man wildlebende Vogelarten erleben und ihr Verhalten studieren: Welche Arten kommen und wann? Welches Futter wählen sie und wie bearbeiten sie es? Wer streitet mit wem? Der Winter bringt erhebliche Verhaltensänderungen mit sich.

Bei vielen Vögeln nimmt die Territorialität ab, man duldet sich und bildet lockere Gruppen, um gemeinsam Nahrung zu finden. Da sich Angebote wie Beeren oder Samenstände rasch erschöpfen, müssen Vogeltrupps mobil sein und streifen ständig umher. Gerne genutzt werden Futterangebote auf Bauernhöfen oder eben am Futterhaus.

Auch wenn es Stammgäste gibt, wechseln die meisten Individuen ständig, so dass nur selten die Kohlmeise, die im Frühjahr im Nistkasten gebrütet hat, dieselbe ist, die im Winter am Futterhaus frisst. Nicht alle Arten trauen sich in Menschennähe. Kohlmeisen und Grünfinken haben kein Problem und sind häufige Besucher.

Natürlich bestimmt auch das Angebot, welche Vögel zur Futterstelle kommen, denn viele Arten haben besondere Vorlieben. Für das schneefreie Getreide auf dem Bauernhof interessieren sich Körnerfresser wie Haus- und Feldsperlinge oder Goldammern. Meisen und Schwanzmeisen nutzen Fett sowie fett- und stärkehaltige Samen in Meisenknödeln, Stieglitze und Rotkehlchen Weichfutter wie Haferflocken.

Viele Arten verteidigen ihr Futter. Bekannte „Kämpfer“ sind die Grünlinge. Sie wollen den Futterplatz für sich und tolerieren in Schnabelhackweite kaum einen anderen Vogel und drohen ständig. Allein durch forsches Auftreten oder Körpergröße sind Kohlmeisen, Kleiber und Kernbeißer gegenüber anderen Vogelarten überlegen – wenn sie auftauchen, weichen die anderen zurück.

Amseln und Wacholderdrosseln lieben Beeren, aber auch angefaultes Fallobst oder ausgelegte Apfelstücke. Dominante Amselmännchen mit ihrem tiefschwarzen Gefieder und goldgelben Schnabel verteidigen Vogelbeerbüsche bis zur letzten Beere.

Manche Amsel besetzt blockierend das Futterhäuschen, pickt ihre Lieblingsfutterbrocken und wirft den Rest mit einem Schnabel-Wisch hinunter – und arbeitet damit einer Reihe von Vögeln zu, die nicht oder selten aufs Futterbrett kommen und lieber Futter am Boden aufnehmen. Infos zu Natur & Umwelt gibt es hier: www.nabu-leopoldshoehe.de

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