Interessantes rund um das römische Lager bei Haus Neuland

Interessantes rund um das römische Lager bei Haus Neuland

Oerlinghausen. Der Bürgermeister rief und rund 100 Teilnehmer ließen sich am Donnerstag nicht von einer Wanderung zum Römerlager bei Haus Neuland abhalten. Trotz leichtem Nieselregen war die Stimmung ausgesprochen gut.

„Ideal ist das Wetter zwar nicht, aber wenigstens müssen wir keinen Schnee schippen“, meinte einer der Wanderfreunde und bewies damit, dass wenigstens der Humor trocken blieb. Die Wanderung, die Bettina Schneider wieder hervorragend organisierte, wurde von den Naturparkführern Edda Affeldt und Wilfried Kohlmeyer geleitet. Vorbei am Kalksteinbruch führte der Weg zum Menkhauser Bach an dem in der Vergangenheit vier Mühlen standen. „Über Jahrhunderte diente der Bach als wichtiger Energielieferant für diese Mühlen“, berichtete Wilfried Kohlmeyer. „Die Menkhauser Mühle, die später Brands Mühle genannt wurde, ist eine der ältesten Mühlen in Lippe und erhielt bereits 1522 das sogenannte ,Mühlenprivilig’.

Dadurch mussten alle Bauern in der Gegend ihr Korn dort mahlen lassen. Erst im Jahre 1955 stellte die Mühle, nachdem mehrfach die Besitzer wechselten, ihren Betrieb ein“. Weiter ging es zur Hauptattraktion der Wanderung, der Ausgrabung am Haus Neuland. Der niederländische Hobbyarchäologe René Jansen Venneboer entdeckte 2017 den Wall des 2.000 Jahre alten römischen Marschlagers an der Grenze zu Oerlinghausen. Die Marschroute der Römer nach Norden führte entlang der Lippe und, wie Forscher bisher vermuteten an Bielefeld vorbei. Dass die Römer stattdessen den kleinen Pass zwischen Sennestadt und Oerlinghausen zur Überquerung des Teutoburger Waldes nutzten, kam für sie völlig überraschend.

Die Erklärung war genauso simpel wie einfach – Wasser! Truppen in Legionsstärken brauchten enorm viel Wasser und das lieferte der Menkhauser Bach ganzjährig in hervorragender Qualität. „Für die Forschung ist das Lager einzigartig, denn seine Strukturen sind noch heute im Gelände sichtbar, da es hier keine Bebauung oder landwirtschaftliche Nutzung gab. Die Römer errichteten das Lager direkt am Menkhauser Bach. Etwa 30.000 Menschen, die Legionäre und ihr Tross, campierten dort wahrscheinlich nur eine Nacht“, informierte Museumsleiter Karl Banghard. „An den Rändern hoben die Legionäre einen Graben aus und häuften den Aushub zu einem Wall auf, der an zwei Seiten durch sogenannte Clavicula-Tore unterbrochen wurde.

Das sind verengte Tore die einen feindlichen Angriff ausbremsten. Anhand dieser Tore lässt sich das Lager auf eine Zeit zwischen den Jahren 0 bis 16 nach Christus datieren, also in der Zeit des Kaiser Augustus. Doch nur durch eventuelle Funde ließe sich klären, welchem der römischen Feldzüge das Lager genau zu gerechnet werden kann. Es ist vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe geplant, das Fundgelände zukünftig in Verbindung mit dem Archäologischen Freilichtmuseum zu nutzen. Die Lage direkt am Haus Neuland ist ideal um Seminare oder diesbezügliche Veranstaltungen durchzuführen“. Zurück im Archäologischen Freilichtmuseum versorgten die Damen der Hundenothilfe Bielefeld die Wanderer erst einmal mit selbstgebackenem und sehr leckerem Kuchen.

An ihrem Stand konnte man sich über die Arbeit der Hundenothilfe informieren und Gegenstände für den „Hunde Alltag“ erwerben. Passend zum Thema Hund gab es eine Vorführung des Hubertushunds, besser bekannt als Bloodhound. Die Vertreter dieser aus Belgien stammenden Hunderasse gelten als die besten Spürhunde der Welt. Bei der Vorführung ihrer Kunst benötigte Suchhund „Thusnelda“ dann auch gerade mal drei Minuten, um einen Hundeführer in seinem Versteck aufzuspüren. Iris Meding von „Spürhunde NRW“ aus Kalletal erklärte es den Zuschauern.

„ Ein Mensch hat 5 Riechzellen, die meisten Hunde etwa 200, der Bloodhound jedoch 300. Sie werden hauptsächlich bei der Suche nach Menschen eingesetzt. Es gab Fälle wo die Hunde sogar bereits zwei bis drei Wochen alte Fährten entdeckten und verfolgten. Es sind absolut gutmütige Tiere und entsprechen vom Wesen her eher einer Katze. Sie haben ihren eigenen Kopf und lassen sich kaum erziehen!“ Der Tag war wieder eine gelungene Mischung aus Historie, schöner Wanderung und netten Beisammensein. Ganz nach dem Motto.

Wir freuen uns schon auf die nächste Frühjahreswanderung.

Text und Fotos: Jürgen Hohendorf

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